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sicher nicht um „Typen“, sondern um „ideale“ .Konstruktionen ganz
anderer Natur handelt. Der Sachverhalt ist folgender:
Um des besseren Verständnisses der wirtschaftlichen Zusammen-
hänge willen bilden wir rationale Schemata, in denen oder an
denen gezeigt wird, wie sich der Ablauf wirtschaftlicher Ereignisse
vollziehen würde, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt wären und
völlig rational gehandelt würde. Sie entsprechen in logischer. Hin-
sicht den Schachaufgaben, die wir in den Zeitungen veröffentlicht
finden: „weiß zieht an und setzt in drei Zügen matt.‘ Diese Aufgaben
stellen Gestaltungen des Schachspiels auf unter der Voraussetzung,
daß die Spielregeln eingehalten und daß streng rational, das heißt so
zweckmäßig wie möglich gespielt werde. In diesen Zusammenhang
gehört auch der märchenhafte homo oeconomicus, jene Spuk- und
Schreckgestalt, gegen die Generationen „historischer‘‘ Nationalöko-
nomen ihren erbitterten Windmühlenkampf geführt haben, und der
sich im hellen Lichte des Verstandes als ein ganz harmloses Wesen
entpuppt, nämlich als das fingierte Subjekt unserer fingierten Hand-
lungen in den rationalen Schematen. Er ist der Mann, der die Schach-
aufgabe richtig löst, ein Schachautomat, „der perfekte Schachspieler
in zehn Stunden‘‘, so „der perfekte Wirtschaftsmensch‘“, der alles
weiß und alles kann und alles will, was dazu gehört, „richtig“ zu
handeln.
Man’ hat die Aufstellung der rationalen Schemata das „isolie-
vende Verfahren‘ genannt und damit zu erkennen gegeben, daß
man ihren logischen Sinn nicht erfaßt hatte. Der Ausdruck „iso-
lierendes Verfahren‘ war, der großen Mode der Zeit gemäß, der
naturwissenschaftlichen Forschung entnommen worden, die darunter
das Verfahren versteht, bestimmte Elemente experimentell zu iso-
lieren, um ihre Wirkung im Vergleich zu anderen Elementen "fest-
stellen und abschätzen zu können. Es handelt sich dabei immer um
empirische Tatsachenermittelung, die schließlich in einer Hy-
pothese ihren Ausdruck findet. Davon ist nun bei der Anfertigung
unserer rationalen. Schemata ganz und gar nicht die Rede. Diese
haben mit Wirklichkeit und Wirklichkeitsforschung nicht das ge-
tingste zu tun. Man nimmt üblicherweise gewisse Daten aus dem
Leben, kann aber cbensogut irgendwelche bloß vorgestellten oder
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