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die absoluten Werte und die ihnen entsprechende Gestaltung der
Wirtschaft auffinden und muß ‚dann die Wirklichkeit an diesem
erkannten Richtig-Wertvollen ausrichten und die Abweichungen der
Wirklichkeit vom Ideal feststellen. Wegen dieser wichtigsten Auf-
gabe, die sich diese Nationalökonomie stellt, habe ich sie, wie ich
glaube mit Recht, als „richtende‘‘ bezeichnet. Das alles wird noch
greifbarere Gestalt annehmen, wenn wir im 6. Kapitel den Erkenntnis-
gehalt der richtenden Nationalökonomie einer Kritik unterziehen. Hier
sollten nur ihre Erkenntnisziele möglichst scharf umrissen werden,
damit wir die. richtige Einstellung haben, wenn ich nunmehr die
Lehren dieser Nationalökonomie in einem Überblick dem Leser vor
Augen führe.
Eine gesonderte Darstellung dieser richtenden Nationalökonomie
und eine Heraushebung aller Bestandteile dieser Art aus den Syste-
men, die nicht ausschließlich dieser Richtung angehören, erachte
ich als eine meiner wichtigsten Aufgaben. Die Erkenntnis, daß hier
eine ganz eigentümliche Art, die Dinge anzusehen, vorliegt und worin
diese besondere Art besteht, ist die notwendige Voraussetzung für
alles Verständnis der nationalökonomischen Problematik.
Wenn ich es im folgenden Kapitel unternehme, einen Über-
blick über einige der ausgeprägtesten Lehrmeinungen dieser rich-
tenden Nationalökonomie zu geben, so bieten sich wie von selbst drei
Gruppen von Systemen dar, die je durch die eigenartige meta-
physische Grundlage gekennzeichnet werden, auf der sie ruhen. Wir
können auch sagen: durch das besondere Naturrecht, auf das ihre
Lehren ausgerichtet sind. Und können des weiteren feststellen, daß
den drei verschiedenen philosophischen Grundhaltungen drei ver-
schiedene religiöse Glaubenssysteme entsprechen. Die drei Gruppen
richtender Nationalökonomie, die ich solcherweise unterscheide,
sind: die Scholastiker, die Harmonisten und die Rationalisten, denen
eine theistische, eine deistische und eine pantheistische (atheistische)
Einstellung ungefähr entspricht.