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geben ist und daß es für die Völker verderblich ist, wenn sie eine
andere Grundlage wählen wollen, als diejenige ist, welche Jesus
Christus selbst gelegt hat.“ „Wie entsteht der Reichtum, der allge-
meine Wohlstand der Völker? Diese Frage führt von selbst wieder
zu den höchsten metaphysischen Ideen über des Menschen Ursprung
und Ziel zurück. Der Mensch darf in seiner Tätigkeit sich nicht vom
beschränkten Gesichtspunkte und von den zerstörenden Interessen
des Egoismus leiten lassen, sondern die Liebe zu Gott muß der be-
rechtigten Selbstliebe die ideale Richtung verleihen, die Liebe zum
Nächsten muß sie ‚in die nötigen, sittlichen Schranken zurück-
weisen . . .‘‘%22
Aus dem Ideenkreis der scholastischen Philosophie ist auch das
bedeutende Werk des P. Heinrich Pesch hervorgewachsen®.
Es erübrigt sich, noch weitere Zeugnisse dafür beizubringen, daß
heute die scholastische oder sagen wir allgemeiner die katholische
Nationalökonomie, neben der es so gut wie gar keine evangelische
Nationalökonomie gibt (aus naheliegenden Gründen: weil den evan-
gelischen Christen das sichere Fundament einer lex aeterna, eines
kanonisch festgelegten Naturrechts mangelt), eine weit verbreitete
Richtung der Nationalökonomie darstellt. Es sei mir nur noch ge-
stattet, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, daß auch die Lehren
des heute einflußreichsten deutschen Nationalökonomen: diejenigen
Othmar Spanns in dem Mutterboden der Scholastik wurzeln. Spann
selbst hält sich für einen Hegelianer. Mir scheint aber, daß wesent-
liche Bestandteile seines Systems sich nur mit den Grundansichten
der scholastischen Philosophie in Einklang bringen lassen.
Seine weit verbreiteten Schriften, soweit sie hier in Betracht
kommen, sind folgende:
Gesellschaftslehre. 2. Aufl. 1923.
Fundament der Volkswirtschaftslehre. 3. Aufl. 1923. 5. Aufl.
1929.
Der wahre Staat. 2. Aufl. 10923.
22 Georg Ratzinger, Die Volkswirtschaft in ihren sittlichen Grundlagen.
z. Aufl, 1875, S. 29 und 52.
23 Heinrich Pesch S. J., Lehrbuch der Nationalökonomie. 5 Bände. 1905
bis 1923.