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Ubergang zur Sozialisierung. In ihm soll Kapital sich bilden,
ihm soll aus der Privatwirtschaft durch Steuern und Gemeinde—
abgaben Kapital zugeführt werden; von allen sozialkörperschaftlichen
Vermögensverwaltungen wird die Verwendung ihrer Bestände im
Sinne der Stärkung irgendwie gearteter öffentlicher Wirtschaft ver—
langt. Auch wir verwehren es der öffentlichen Hand nicht, Kapital
zu bilden und zu sammeln, wo und soweit sie es zur Erfüllung
allgemeinwirtschaftlicher, nicht sonst zu befriedigender Bedürfnisse
braucht. Aber von da ist ein weiter Schritt zum Dogma, daß die
Kapitalbildung schlechthin, sofern nur immer möglich, und vorzugs—
weise in der öffentlichen Hand sich vollziehen solle. Man verkennt
damit, daß das Kapital vor allem den Zweck hat, Mehrwert zu
erzeugen und auf dem Wege dazu menschliche und mechanische
Arbeitskräfte zu bewegen, und daß es daher für die Gesamtheit den
besten Dienst in der Hand desjenigen tut, der diesen Zweck am
besten erfüllt, sofern die sozialen und kulturellen Notwendigkeiten
dabei vom Staate im Rahmen des wirtschaftlich Möglichen gesichert
werden, wie dies in keinem Lande wohl stärker der Fall ist als im
Deutschen Reich.
Dieser innere Zusammenhang wie auch weiter der Zusammen—
hang des Kapitalbedarfs wie der Lohnmöglichkeiten mit den Ver—
hältnissen der Weltwirtschaft ging aus den Ausführungen meines
Herrn Vorredners so klar hervor, daß darüber nichts mehr zu sagen
ist. Nur auf eines sei noch besonders hingewiesen, die Erkenntnis
vom Zusammenhangunserer Wirtschaftsverhält—
nisse mit der Kriegstributpflhicht. Man begegnet
Ausführungen, die alles an Wirtschaftsnot auf sie abladen, wie
solchen, die sie in ihrer Wirkung den Fehlgriffen unserer eigenen
Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsführung nachordnen. Beides
scheint mir irrig. Wenn wir in den Jahren 1924 bis 1929
8 Milliarden Dawesleistungen zu bewirken hatten, abgesehen von
den ungezählten unabgerechneten und unangerechneten Vorlei—
stungen, und wenn nun weiter für die nächsten Jahre eine Jahres—
leistung von etwa 1,8 Milliarden auf unserer Wirtschaft liegt, so
bedeutet das auf dem Hintergrunde des Kapitalmangels und auch
der wieder erreichten Kapitalbildung gesehen in seiner unorganischen
Zwangsläufigkeit etwas Gewaltiges. So wenig wir darin den
ausschließlichen Quell fortdauernder Schwierigkeiten sehen
dürfen, so wenig sollten wir durch andere Ziffern uns diese gewal—