Full text: Der Weltmarkt 1913 und heute

Baumwollpreise als Beispiel 25 
Zerealienerzeugung beobachten kann, Die Preise senken sich seit 
1919/20 rapide nach unten; sie betragen im April 1920 noch 39,28 
Cent p. Ib. und sinken dann bis April 1921 auf 11,77, ein durchaus 
fIriedenmäßiges Niveau. Die Jahre 1921 und 1922 bringen eine we- 
sentlich. verringerte Anbaufläche (30 Millionen acres und 33 Mil- 
lionen acres Erntefläche gegenüber 35,8 und 33,5 in den beiden vor- 
hergehenden) und geringere Ernten, Eine Aufsaugung der Reser- 
ven führt zu einer Verknappung, die nunmehr auch größere Ernten 
nicht sobald wieder wettmachen. Eine scharfe Preishausse, die den 
Preis im November 1923 bis zu 35,80 herauftreibt, beginnt im Früh- 
jahr 1922, während der Preis in der Saison 1924—25 auf einer mehr 
oder weniger stabilen, aber nicht niedrig zu nennenden Basis von 
22—25 Cents verharrt.2°) Nun hätte die Baumwollweiterverarbei- 
tung in England angesichts dieser Preise und des verringerten Aus- 
fuhrbedarfes geradezu vor einer Katastrophe gestanden, wenn es 
ihr nicht gelungen wäre, die Preise der Fabrikate mit denjenigen 
des Rohmaterials einigermaßen in Einklang zu bringen. Es geschah 
und geschieht dies vermittelst gemeinsam durchgeführter Kurzarbeit, 
welche von der Master Cotton Spinners Federation jeweilig ange- 
ordnet wird, Diese Kurzarbeit hat zeitweilig anderthalb Tage in 
der Woche betragen, Es zeigte sich zu Anfang Juli 1925, daß eine 
ganze Reihe von Firmen der gemeinsamen Vereinbarung nicht nach- 
gekommen waren. Sofort machten sich Zeichen erneuten Preisdrucks 
auf dem Garnmarkt fühlbar.,?1) 
Auf dem Eisen- und Stahlmarkt lastet ebenfalls der Druck eines 
dem tatsächlichen Bedarfe nicht entsprechenden Produktionsgehäu- 
ses. Auch hier wird die Preisgestaltung wesentlich von der Frage 
des erneuten Zustandekommens internationaler Vereinbarungen 
(z. B. Schienen - Kartell) beeinflußt werden. Der relative Tiefstand 
der englischen Preise (im Vergleich zu denen der Textilien) erklärt 
sich daraus, daß in der Eisen- und Stahlindustrie England nicht an- 
nähernd jene gefestigte Marktposition besitzt wie auf dem Gebiete 
30) Die Ziffern für den Anbau nach Statesmans Yearbook 1925. S. 465. 
Im übrigen vgl. die sehr beachtenswerten Untersuchungen der American 
Cotton Number des Manchester Guardian Commercial vom 20. August 
1925. S. 21 u. 38. 
31) Vgl. Economist vom 4. Juli 1925. S. 14.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.