I Die Nachteile der Börsenspekulation, 71
tiv kleine Gebiet der großen Aktiengesellschaften, deren
Kapitalbedürfnis und Ertragsaussichten. Alle anderen
Erwerbszweige interessieren es nicht. Die Börse ist ein
ungeheuer wichtiger Markt, aber sie als Kapitalver-
teiler in der Volkswirtschaft empfehlen können nur
sehr einseitig eingestellte Interessengruppen. Die Bank-
leiter, die ihre Aufgabe vor allem darin sehen, die
Börsenspekulafion zu alimentieren, weil das relativ hohe
Gewinne brinst, erkennen schlecht ihre große
volkswirtschaftliche Aufgabe, die zusammen-
strömenden Kapitalien den auf die Dauer größte
Erträge bringenden Verwendungen zuzuführen.
Sie danken einfach dieser großen Aufgabe gegenüber
ab, wenn sie sie der Spekulation überlassen. Das muß
einmal gegenüber solchen immer wieder auftretenden
übertriebenen Verteidigungen der Effektenspekulation
offen ausgesprochen werden.
Mit der Börsenhausse als „gewaltigem Apparat zur
Verbilligung des Kapitalangebots“ ist es also nichts.
Richtig aber ist es, sie als „Motor einer industriellen
Hochkonjunktur“ zu bezeichnen, weil sie Neuemissionen
erleichtert. Aber es ist sehr fraglich, ob dieser Motor
volkswirtschaf$flich nützlich wirkt. Der Motor einer durch
Kreditschöpfung und Spekulation erzeugten Börsen-
hausse als „Anlasser“ oder zum „Ankurbeln“ einer in-
dustriellen Hochkonjunktur wirkt, mit einem anderen
Vergleich, wie ein sehr gefährliches Narkotikum, das nur
ein scheinbares ganz vorübergehendes Wohlbefinden,
eine Scheinblüte erzeugt, aber auf die Dauer dem Or-
ganismus sehr schädlich ist. Nachdem ich seit 27 Jahren
immer wieder darauf hingewiesen habe, daß die Hoch-
konjunktur ein Fieber und kein normaler Zustand ist
und der volkswirtschaftlich so wichtige Gedanke mög-
lichster Preisstabilität immer weiter durchdrinst,
wäre es an der Zeit, daß endlich auch die Finanzpresse,
die etwas mehr sein will als bloße „Börsenpresse“, end-
lich solche Anschauunsen über den Nutzen einer Börsen-