Full text: 10 Jahre Rote Gewerkschafts-Internationale

die damalige Zeit, sondern auch heute ziemlich revolutionär klingt, 
insbesondere wenn man die Entwicklung des Antragstellers in Be- 
tracht zieht. Nachstehend sei dieser, im Gegensatz zu uns gestellte 
Antrag angeführt, für den auch wir gestimmt haben: 
„Die heutige inoffizielle Beratung der revolutionären Führer 
der kampffähigen Gewerkschaftsbewegung Großbritanniens, Ruß- 
lands und Italiens sieht ein, daß der bestehende internationale Ge- 
werkschaftsbund unfähig ist, den Klassenkampf zu führen und be- 
schließt daher, eine vollständigere und repräsentativere Beratung 
aus revolutionären Gewerkschaftern einzuberufen, zwecks Grün- 
dung einer wahren Gewerkschaftsinternationale, frei von irgend- 
einer Verbindung mit dem kapitalistischen Völkerbund und den 
sogenannten Führern der Arbeiterbewegung, die sich im Welt- 
kriege als Sozialpatrioten und Chauvinisten betätigten und gegen- 
wärtig in der gleichen Politik fortfahren.” 
Wir haben für diese gemäßigtere Formulierung gestimmt. Es 
stellte sich jedoch heraus, daß wir, die wir die Formel Robert 
Williams’ unterzeichneten, diese Resolution verwirklicht haben und 
sogar darüber hinaus gegangen sind, während Robert Williams und 
die anderen ihren eigenen Antrag verleugnet haben und heutzutage 
jenseits der Barrikade stehen. 
Die genannte Beratung hatte jedoch nicht unmittelbar organi- 
satorische Folgen, Bereits nach dieser Beratung begannen längere 
Verhandlungen mit den italienischen, spanischen, bulgarischen, jugo- 
slawischen und französischen Vertretern der Gewerkschaften und 
syndikalistischen Organisationen, die damals anläßlich des II. Ko- 
mintern-Kongresses in Moskau weilten. Diese Verhandlungen sind 
dokumentarisch festgelegt, und ihr Inhalt läßt sich auf zwei Fragen 
reduzieren: wir, die Vertreter der sowjetrussischen Gewerkschaften, 
sind bei den Verhandlungen mit allen diesen Gästen sowohl von 
rechts als auch von links auf Opposition gestoßen, vorausgesetzt, 
daß von einem Linkssein der anarchistischen Elemente überhaupt 
die Rede sein kann. Einerseits wollten die Vertreter der syndi- 
kalistischen Organisationen das Prinzip der proletarischen Diktatur 
für die neu zu schaffende Internationale auf keinen Fall anerkennen 
und widersetzten sich entschieden gegen jeden Zusammenhang 
zwischen dieser Internationale und der Komintern, denn sie waren 
für Unabhängigkeit der Gewerkschaften, Sie anerkannten das Pri- 
mat der Oekonomik gegenüber der Politik, sie bestritten die Not- 
wendigkeit von kommunistischen Parteien für die Herbeiführung 
der. sozialen Revolution und behaupteten, die Gewerkschaften 
würden die Revolution selbst bewerkstelligen und auch selbst‘ zu 
Ende führen. Andererseits sprachen D’Aragona und seine Ge- 
sinnungsgenossen aus ganz anderen Gründen als die Anarcho-Syn- 
dikalisten gegen die Diktatur des Proletariats. Die letzteren waren
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.