Full text: Durch Abessinien und Erythräa

ob sie meinerseits eine Explosion erwarteten, die die Welt in 
Trümmer legen würde. Daß ich den Vorfall aber als 
nebensächlich behandelte, trug mir ihre besondere Liebe ein. 
Die zweite Hälfte unserer Reise war weit vergnüglicher 
als der Anfang. Wir waren aus der heißen Landschaft in 
größere Höhenlagen emporgestiegen. Die Flüsse, an denen 
wir lagerten, führten mehr Wasser. Obwohl Efendi diese 
Stätten „Stationen“ nannte, gab es kaum irgendein An— 
zeichen, daß andere Menschen dort vor uns gewesen waren. 
Wir hatten meist erst das Unterholz wegzuräumen. Mit 
Bedauern sah ich manchmal, daß auch Bäume niedergelegt 
werden mußten, um Platz für unser Lager zu gewinnen. In 
diesem hohen felsigen Gebiet durchquerten wir große Strecken 
mit blühenden Bäumen. Rosarote Kirsch- und Pfirsich— 
blüten erhoben sich über einen durch Feuer geschwärzten 
Erdboden oder über das Gelb des Elefantengrases. Jeder 
Lufthauch trug uns den schweren Duft der Enselablüten zu, 
der einem Eingeborenengetränk sein Gepräge gibt. Gerade 
vor uns erhob sich eine Bergkette mit reichen Formen, flach 
wie ein Tisch, zuckerhutförmig und mit zackigen Spitzen, die 
sich wie Kathedralen vom Himmel abhoben. 
Jenseits des Lagerplatzes bei Bir kamen wir in ein so 
hochgelegenes Gebiet, daß die Vegetation sich auf Kaktus 
uͤnd Bambus beschränkte. Hier befand ich mich in der Rähe 
des Omba-Zagol, eines Berges von 2600 Meter Höhe in 
der Tsegode-Woggera-Kette. Es wurde plötzlich so kalt, 
daß ich das Gepäck herunternehmen und alle irgendwie vor— 
handenen wollenen Kleidungsstücke heraussuchen lassen 
mußte. Es machte den Eindruck, als ob wir uns unseren 
eigenen Weg bahnten, tatsächlich war er jedoch durch schwarze 
Sleine, die immer etwa hundert Meter voneinander gesetzt 
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