Treppe an der Außenwand des Hauses bis zu seiner Werk—
statt auf einem Balkon des zweiten Stockwerkes hinauf-
stiegen. Während er sich mit uns unterhielt, legte er ein
kostbares Stück, an dem er arbeitete, aus der Hand. Es war
ein goldenes Armband, das von Ras Gugsa für seine letzte
Konkubine bestimmt war. Tessema konnte in Äthiopien
kaum einen reicheren oder mächtigeren Kunden haben, denn
Gugsa von Begameder ist nicht nur der Herrscher eines der
größten Territorien des Landes, sondern auch der ge—
schiedene Ehemann der Kaiserin Zauditu. Die Scheidung
war aus politischen Gründen erfolgt. Es bestanden daher
zwischen dem früheren Ehepaar durchaus freundliche Be—
ziehungen, und die Kaiserin machte Gugsas Konkubinen
sogar Geschenke.
Das Gold des Armbandes war weich und sehr gelb —
vierundzwanzigkarätig —, was auf einen Überfluß dieses
Metalls im Lande hindeutet. Ich bestellte silberne Arm-—
bünder und einen Taufbecher. Als Material übergab ich
Tessema Mariatheresientaler zum Einschmelzen. Es ist
abessinische Sitte, eigenes Edelmetall zu liefern und die
Arbeit daran besonders zu bezahlen. In meinem Fall ent⸗
sprach der Preis für die Anfertigung dem Werte des ge⸗
lieferten Silbers. Ebenso wie beim Sefe traf ich auch hier
eine Auswahl unter den anzubringenden Ornamenten. Für
den Becher wählte ich eine Kirche, über der zwei Engel
schwebten, einen Priester und ein Kind, das einen Becher
mit heiligem Wein in der Hand hielt, einen Palast —
zweifellos der von König Fasil — und den Löwen von Juda.
Diese Motive wurden in das weiche Metall geschnitten,
allerdings in ziemlich roher Form, wie die Zeichnungen
eines Kindes. Für das drei Zoll breite Armband wählte
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