1855 mit der Krönung des Königs Theodor in der heiligen
Stadt Aksum. Als Kind führte er den Namen Kassa und
war so arm, daß seine Mutter Waren in den Straßen von
Gondar verkaufte. Aber Kassa war stark und ehrgeizig,
und es gelang ihm bald, die Armut abzuschütteln. Er erwarb
Ländereien und fügte seinem Besitz noch die Macht hinzu,
indem er die Tochter Ras Alis, des regierenden Herrschers,
heiratete. Später besiegte er seinen Schwiegervater in der
Schlacht. Zwölf Jahre, nachdem er König der Könige ge—
worden war, wurde das Königreich Schoa Abessinien an⸗
gegliedert. Der Sohn des letzten Königs dieser Provinz, ein
Knabe, aus dem später Menelik II. wurde, geriet bei dieser
Gelegenheit in Gefangenschaft. Theodors große Tat war
das geeinigte Abessinien. Aber Trunk und andere Aus—
schweifungen machten ihn unfähig zu regieren. Als Groß—
britannien im Jahre 1867 eine Expedition unter Lord
Napier nach Abessinien sandte, um die üble Behandlung
einer Anzahl britis cher Untertanen zu rächen, fiel die Festung
Magdala fast ohne Widerstand, und König Theodor entleibte
sich selbst. Unter seinem Nachfolger John, dem früheren
Ras Karsa, Lehnsherrn der Provinz Tigre, wurde das Reich
wieder aufgeteilt. Menelik erhob Anspruch auf die Herr—
schaft über Schoa. John willigte großmütig ein, setzte
Menelik die Krone aufs Haupt und gestattete die Heirat
zwischen seinem Sohn und Meneliks Tochter auf Grund
eines Übereinkommens, wonach der Sohn den Thron Schoas
erben sollte. Menelik ist niemals in die Lage gekommen,
sein Wort einzulösen, denn der junge Mann starb früh—
zeitig. Als König John im November 1889 während des
Krieges mit den Derwischen getötet wurde, krönte sich
Menelik selbst zum König der Könige. Seine Regierung
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