ich ihn. „Nein, Abessinier.“ Ich erkundigte mich bei einem
andern Treiber nach seiner Stammeszugehörigkeit. Der
grinste und antwortete: „Ich weiß es nicht, ist mir auch
gleichgültig, ich bin nur ein Sklave.“
Wir hatten Pässe angefordert, da sie aber zu lange auf
sich warten ließen, traten wir die Reise ohne sie an. Ob⸗
wohl sie nicht immer nötig sind, bilden sie doch ein Schutz-
mittel gegenüber der Habgier der Beamten. Irgendeiner
derselben, bis hinunter zu den Schums (Ortsvorsteher),
konnte sich leicht erlauben, außer den üblichen Abgaben auf
den Zollstationen eine besondere Zahlung zu verlangen.
Glücklicherweise wurden wir aber nirgends aufgehalten und
n Anspruch genommen.
In Addis Alam fanden wir die für uns bestimmten
Maultiere vor, die Packtiere waren schon aufgebrochen.
Dieser Ort ist das Versailles von Addis Abeba genannt
worden; denn hier wohnte Menelik, bevor er den Gibbi zu
seiner Residenz machte. Er hat heute nichts mehr, was das
Interesse der Reisenden in Anspruch nehmen könnte. Wir
hielten uns daher nur auf, um unser Frühstück einzunehmen,
womit wir der um uns versammelten Jugend ein seltenes
und aufregendes Schauspiel boten. Die Abessinier betrachten
Essen und andere Befriedigungen der Notdurft als eine viel
zu private Angelegenheit, als daß man sie ungeschützt gegen
den „bösen Blick“ von Zuschauern ausüben könne. Eine
Unterwerfung unter die Landessitte hätte die eilige Errich—
tung eines Schamma⸗geltes, bei dem unsere Boys als Zelt—⸗
stangen hätten dienen müssen, nötig gemacht. Damit wäre
mir aber selbst wieder die Möglichkeit zu Beobachtungen ge⸗
nommen worden. Ich hätte zum Beispiel nicht den Anblick
zgehabt, der mich, sooft ich auch Gelegenheit dazu hatte,
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