117
Friedens gerichteten Bestrebungen des Papstes und der Preußischen
Regierung entgegen zu wirken, was ihnen denn auch mit Hilfe des
jesuitisch gesinnten Clerus und einer gewissenlosen, feilen Presse bisher
leider nur zu gut gelang.
Fast gleichzeitig wurden auf Anregung der Jesuitcnpartei in
Rom auch noch in anderen Ländern durch dienstwillige Bischöfe
Kraftproben der hierarchischen Machtentwickelung angestellt und
Culturkampfe angezettelt. Wie glücklich können sich diejenigen
katholischen Länder schätzen, welche sich von Rom losgelöst haben.
Bei ihnen herrscht der tiefste religiöse Frieden, weil zwischen den
Rechten und Pflichten der Kirche und des Staates bestimmte un
verrückbare Grenzen gezogen sind und diese gegenseitig gewissenhaft
rcspcctirt werden müssen; beide Theile sich sogar in der Erfüllung
ihrer erhabenen Missionen gegenseitig wie Verbündete unterstützen;
beide auch gemeinsam die religiösen Gesinnungen, die Achtung vor
den Gesetzen und die Liebe zum Vaterlande im Volke pflegen und
fördern.
Dagegen scheint nach den gemachten traurigen Erfahrungen
leider keine Aussicht vorhanden zu sein, daß, so lange der allmäch
tige und das Papstthum völlig beherrschende Jesuitenorden fort
besteht, irgend welcher Staat mit römisch-katholischen Unterthanen
ohne Preisgabe, wenn auch nicht seiner Souveränität, so doch von
werthvollen Hoheitsrechten von Rom einen ehrlichen und dauer
haften Frieden zu erlangen vermag. Uitb gleichwohl bedarf kein
anderes Land der Welt des innern und somit auch des religiösen
Friedens so dringend, wie das im heißen Concurrenzkampf ringende
Deutschland. Sollte nun die Römische Curie, statt, ihrer eigent
lichen hohen Mission eingedenk, lediglich die wahre christliche Re
ligion zu pflegen und zu fördern, stets aufrichtige Friedensliebe zu
üben lind zu bethätigen, die Kirche da, wo sich im Laufe der Zeit
Mißbräuche eingcschlichen haben und der Cultus zu einem bloßen
äußeren glänzenden Schaugepränge ohne sittlichen Kern herab
gesunken ist, in ihrer ursprünglichen Erhabenheit und Einfachheit