Full text: Der Zukunftsstaat und die Lösung der socialen Frage

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Friedens gerichteten Bestrebungen des Papstes und der Preußischen 
Regierung entgegen zu wirken, was ihnen denn auch mit Hilfe des 
jesuitisch gesinnten Clerus und einer gewissenlosen, feilen Presse bisher 
leider nur zu gut gelang. 
Fast gleichzeitig wurden auf Anregung der Jesuitcnpartei in 
Rom auch noch in anderen Ländern durch dienstwillige Bischöfe 
Kraftproben der hierarchischen Machtentwickelung angestellt und 
Culturkampfe angezettelt. Wie glücklich können sich diejenigen 
katholischen Länder schätzen, welche sich von Rom losgelöst haben. 
Bei ihnen herrscht der tiefste religiöse Frieden, weil zwischen den 
Rechten und Pflichten der Kirche und des Staates bestimmte un 
verrückbare Grenzen gezogen sind und diese gegenseitig gewissenhaft 
rcspcctirt werden müssen; beide Theile sich sogar in der Erfüllung 
ihrer erhabenen Missionen gegenseitig wie Verbündete unterstützen; 
beide auch gemeinsam die religiösen Gesinnungen, die Achtung vor 
den Gesetzen und die Liebe zum Vaterlande im Volke pflegen und 
fördern. 
Dagegen scheint nach den gemachten traurigen Erfahrungen 
leider keine Aussicht vorhanden zu sein, daß, so lange der allmäch 
tige und das Papstthum völlig beherrschende Jesuitenorden fort 
besteht, irgend welcher Staat mit römisch-katholischen Unterthanen 
ohne Preisgabe, wenn auch nicht seiner Souveränität, so doch von 
werthvollen Hoheitsrechten von Rom einen ehrlichen und dauer 
haften Frieden zu erlangen vermag. Uitb gleichwohl bedarf kein 
anderes Land der Welt des innern und somit auch des religiösen 
Friedens so dringend, wie das im heißen Concurrenzkampf ringende 
Deutschland. Sollte nun die Römische Curie, statt, ihrer eigent 
lichen hohen Mission eingedenk, lediglich die wahre christliche Re 
ligion zu pflegen und zu fördern, stets aufrichtige Friedensliebe zu 
üben lind zu bethätigen, die Kirche da, wo sich im Laufe der Zeit 
Mißbräuche eingcschlichen haben und der Cultus zu einem bloßen 
äußeren glänzenden Schaugepränge ohne sittlichen Kern herab 
gesunken ist, in ihrer ursprünglichen Erhabenheit und Einfachheit
	        
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