Full text: Mittheilungen aus der Geschäfts- und Sterblichkeits-Statistik der Lebensversicherungsbank für Deutschland zu Gotha für die fünfzig Jahre von 1829 - 1878

II. Tlieil. Statistik der Sterbefälle. 
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bei denen an Altersschwäche wenigstens den zweithöchsten 
Rang (das Haupt-Eintrittsalter der Frauen ist das 50. Lebens 
jahr) einnimmt. 
Inwieweit die durch Tab. XIII eonstatirten Erfahrungen 
mit den allgemeinen übereinstimmen, mag die medicinische 
Kritik entscheiden. 
Y. Kapitel. 
Beziehungen zwischen dem ärztlichen Befund 
zur Zeit der Aufnahme und der Todesursache. 
Nach §46 der Bankverfassung ist die Versicherung solcher 
Personen ausgeschlossen, welche nicht »einer guten Gesundheit 
gemessen«. Aber, wie schon an anderer Stelle (Th. I. Kap. I.) 
ausgeführt, fordert die Bank, wie alle anderen Lebensversiche 
rungsanstalten, nicht vollkommene, oder ideale, sondern sie 
fordert nur normale Gesundheit von Denen, die sie zur Ver 
sicherung aufnimmt. Sie schliesst nicht von Vorneherein die 
Versicherung solcher Personen aus, deren Organismus irgend 
welche Abweichungen von dem idealen Organismus zeigt; aber 
sie enthält sich der Versicherung solcher Personen, deren Or 
ganismus eine Verkürzung der normalen Lebensdauer befürchten 
lässt. Wo sie früher überstandene Erkrankungen, selbst erheb 
liche, constatirt, prüft sie, ob dieselben Nachwirkungen be 
fürchten lassen, oder ob der Krankheitsprocess längere Zeit 
bereits gänzlich abgeschlossen ist, und nur im letzteren Falle 
gewährt sie, wenn alle sonstigen Umstände günstig sind, Ver 
sicherung. Selbst da, wo sie habituelle Krankheitsanlagen ent 
deckt, verhält sie sich nicht a priori und unbedingt abwehrend; 
diese Anlagen müssen nur jede Besorgniss einer Verkürzung 
der Lebensdauer ausschliessen. Endlich werden bei der Prü 
fung der Aufnahmefähigkeit selbstverständlich die Einflüsse der 
Heredität sorgfältig berücksichtigt; aber auch diesen wird nur 
dann ein Gewicht beigemessen, wenn in dem einzelnen Falle 
die Befürchtung, dass sie schädlich fortwirken könnten, nach 
ärztlichem Ermessen nicht ausgeschlossen ist. 
Um nun die Richtigkeit der Grundsätze, welche für die 
Berücksichtigung oder Ausserachtlassung der bei der ärztlichen 
Prüfung zu Tage getretenen irgendwie bemerkenswerthen Mo 
mente maasgebend sind, controliren zu können, wird jede 
einzelne Versicherung ärztlich charakterisirt und zwar, im 
Interesse der Statistik mit bestimmten Zeichen. Diese Zeichen 
werden auch an betreffender Stelle den Zählkarten auf 
geschrieben. So lässt sich in Sterbefällen ermitteln, ob und 
welche Beziehungen sich zwischen der ärztlichen Charakteristik 
zur Zeit der Aufnahme einerseits und der Todesursache, der 
Versicherungsdauer, dem Alter beim Tode u. s. w. andererseits, 
ergeben. 
Die Zeichen, deren man sich bedient, sind aber die fol 
genden : 
1. Gg bedeutet: frei von allen erkennbaren Krankheits-Dis 
positionen, völlig normal organisât. 
2. Organische Anomalien werden folgendermaasen be 
zeichnet: 
Cp bedeutet: Hagerkeit mit Spuren von phthisischem 
Habitus. 
Ca » Corpulenz mit Spuren von apoplektischem 
Habitus. 
Co » Verkrümmung des Rückgrates. 
Cb » Eingeweidebruch vorhanden. 
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Kb 
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Habituelle Krankheits-Anlagen bezeichnet man wie 
nachsteht : 
Ac bedeutet: Anlage zu Katarrh. 
Alt » Hämorrhoiden und Unterleibsplethora, 
Varices u. Varicocele. 
Al » Vergrösserte Leber. 
Ag » Anlage zu Gicht und Podagra. 
Ar » Anlage zu Rheumatismus. 
Vorerkrankungen werden markirt wie folgt ; 
Ks bedeutet: der Versicherte hat an Scropheln gelitten. 
Ko » der Versicherte hat an Syphilis gelitten. 
Kr » der Versicherte hat an acutem Rheuma 
tismus gelitten. 
» der Versicherte hat an Lungenentzündung 
entweder überhaupt zweimal oder in den 
letzten 10 Jahren einmal gelitten. 
» der Versicherte hat an Blutspucken gelitten. 
» der Versicherte hat innerhalb der letzten 
10 Jahre an Wechselfieber gelitten. 
5. Krankheiten der Eltern und Geschwister, wenn 
eines der Eltern oder mindestens zwei Geschwister mit 
der betr. Krankheit behaftet gewesen, werden folgender- 
maasen bezeichnet: 
Et bedeutet: Es war Tuberkulose nachgewiesen. 
Ek » Es war Krebs nachgewiesen. 
Eg » Es war Gicht, oder acuter Rheumatismus 
nachgewiesen. 
Eh » Es war Herzleiden nachgewiesen. 
Ec » Es war Gehirn- oder Geisteskrankheit 
nachgewiesen. 
Das Zeichen Gg kann selbstverständlich nicht combinât 
mit den C- und M-Zeichen, wohl aber in Verbindung mit den 
K- und A-Zeichen Vorkommen. Schon hieraus ergiebt sich 
eine grosse Zahl von Combinationen. Aus der Möglichkeit 
gemeinschaftlichen Auftretens der Zeichen der vier anderen 
Klassen in den mannigfaltigsten Combinationen ergiebt sich 
eine sehr erhebliche Zahl von Klassen. — Unsere Tabelle Xl\ 
weiset 288 solcher Klassen und ausserdem eine für die nicht 
charakterisirten (im Ganzen nur 52) Karten auf. Eine grössere 
Zahl von Zeichen und Zeichen-Combinationen kam auf den 
Sterbefallkarten der ersten fünfzig Jahre nicht vor. Wie aus 
der Tabelle ersichtlich, sind auch weitaus die meisten dieser 
Klassen nur mit einer sehr geringen Zahl von Fällen besetzt. 
Aus der Fülle von Thatsachen, welche diese Tabelle ent 
hält, ist es schwer, einzelne zu besonderer Betrachtung heraus 
zuwählen. Die Tabelle selbst aber unverkürzt mitzutheilen, 
bestimmt uns die Annahme, dass sie vielleicht der ärztlichen 
Statistik in der einen oder anderen Richtung werthvolle Dienste 
leisten könne. Freilich wäre es zu dem Ende besonders er 
wünscht gewesen, wenn wir gleichzeitig hätten angeben können, 
wie lange Zwischenräume zwischen der Aufnahme oder dem 
Zeitpunkte der Gesundheitscharakteristik, und dem Tode in 
Folge der einen oder anderen Todesursache, liegen. Je grösser 
der Zwischenraum, je zweifelhafter wird der ursächliche Zu 
sammenhang. Diese Combination der Tabellen XIV und XVII 
aber, welche beide an sich schon sehr umfangreich sind, würde 
uns offenbar zu weit geführt haben. 
Bei der gerechtfertigten Scheu, welche alle Lebens 
versicherungspraktiker vor dem hereditären Einflüsse der 1 u - 
berkulose und des Krebses haben, wollen wir an dieser 
Stelle in erster Linie neben einer Betrachtung des Schicksals 
Derer, welche bei der Aufnahme mit Gg bezeichnet wurden, 
einer Betrachtung der bei den mit Et und Ek allein oder in 
Verbindung mit anderen Zeichen Charakterisirten beobachteten
	        
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