den oder Führer des Volkes mit lediglich moralischer
Autorität. Diese selben Organe hätten für Erneuerung
und Vermehrung der Productionsmittel zu sorgen. Diese
Leitung und Verwaltung der Volkswirtschaft würde also eine
öffentliche und centralisierte Angelegenheit und nicht das
Werk concurrierender Capitalisten sein.*)
Vom Standpunct der Verteilung aus betrachtet, würde
endlich der auf Profit abzielende Warenhandel durch die
Verteilung von Bedarfsmitteln, von Gebrauchswerten zur
Befriedigung allgemeiner oder persönlicher Bedürfnisse
ersetzt werden. Die Entlohnung der Arbeiter würde nicht
mehr durch die Productionskosten ihrer Arbeitskraft be
stimmt werden, während der Mehrwert den Capitalisten
verbleibt, sondern würde sich, sei es nach ihren Bedürf
nissen, sei es nach dem Werte der Producte ihrer Arbeit
richten. In einem späteren Capitel werden wir das noch
weiter auszuführen haben. Hier können wir uns auf die
Feststellung beschränken, dass die Verwirklichung des
reinen Collectivismus nicht nur — wie man nach gewissen
allzukurzen Definitionen zu glauben geneigt sein könnte
— in der Vergesellschaftung der Productionsmittel be
steht, sondern in einer vollständigen Umwälzung des Pro
ductions- und Verteilungssystems.
Schon aus der gewaltigen Grösse dieser Umwandlung
ergiebt sich, dass sie nur das Ergebnis einer langen und
umfassenden Reihe von Teilveränderungen sein kann: die
tiefgehenden Umwandlungen würden nicht plötzlich ein-
treten können; die plötzlichen Umwandlungen würden
nicht tiefgehend sein können.
Aber schon heute stecken wir mitten in der socialen
Revolution, denn der Socialismus ist nichts anderes als die
theoretische Weiterführung und zugleich das organische
*) Vergl. A. Schaeffle: Die Quintessenz des Socialis
mus. Ferner den Artikel: Collectivisme in der Revue sociale et
politique, 1893, pag. 294.