In dem Masse, wie die gesellschaftliche Entwickelung
fortschreitet, wie sich die Beziehungen zwischen den Men
schen mehren, wie die Communication unter ihnen leichter
und häufiger wird, in demselben Masse wächst die Ar
beitsteilung.
Während man in einer auf der Stufe des Ackerbaues
stehenden Gesellschaft kaum ein halbes Dutzend unter
schiedlicher Gewerbe findet, führt die deutsche Gewerbe
zählung von 1895 10397 Gewerbsbenennungen an, von
denen 5506 in das Gebiet der Industrie im engeren Sinne
gehören.
Der grösste Teil dieser Gewerbe zerfällt natürlich
wieder in Teiloperationen, die von verschiedenen Ar
beitern ausgeführt werden.
So stellte Levasseur*) bei einem Vergleich der moder
nen Schuhfabrication mit der primitiven Schusterei fest,
dass in den Fabriken von Lynns (Massachusetts) zweiund
fünfzig Arbeiter und Arbeiterinnen an der Herstellung
eines Damenstiefels beteiligt sind — so zwar, dass' jeder
Handgriff, den sie ausüben, kaum einige Secunden dauert
und sich im Laufe desselben Tages tausend und tausend
mal wiederholt.
Aber wegen dieser unendlichen Teilung und Unter
teilung der gesellschaftlichen Arbeit wächst auch not
wendigerweise die wechselseitige Abhängigkeit der Ar
beiter voneinander. Landwirte, Händler, Industrielle, Werk
stattgenossen, Arbeiter, die ihr ganzes Leben lang densel
ben Knopf annähen oder dasselbe Knopfloch ausstechen,
') Journal de la société de statistique de Paris. Januar 1900.