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Sollte in diesem Kampfe Bayern den Sieg davontragen,
fo wird auch den thüringischen Brauereien geradezu
der Gnadenstoß versetzt. Man hätte hier auf Grundlage der
tatsächliche!: Verhältnisse vorgehen sollen, dann hätte man
sicher diesen schweren Fehler gegen die an der bayerischen
Grenze gelegenen norddeutschen Brauereien vermieden. Die
Abgabe von 2 Mk. war keinesfalls zu hoch, sonst hätte sich
die Einfuhr bayerischer Biere nach Norddeutschland nicht so
wesentlich heben können. Sie stieg von 610 000 bl im Jahre
1874 ans 2 588 000 hl int Jahre 1903. Es liegt somit auch
nicht der geringste Anlaß vor, diese Verhältnisse noch weiter
zugunsten von Bayern und zuungunsten von Norddeutschland
zu verschieben. Dies soll nun aber, und zwar in der emp
findlichsten Weise, der Fall werden durch die neue Brausteuer
vorlage.
Das Interesse an der Höhe dieser Übergangsabgabe ist nicht
das gleiche für ganz Norddeutschland. Hier an der Grenze
wird sie jedoch zur Lebensfrage. Je weiter nach Norden,
desto mehr steigern sich natürlich die sehr erheblichen Versand
spesen; letztere nehmen bald eine solche Höhe an, daß die
bayerischen Biere nur noch als Luxusbiere auftreten und
außer Konkurrenz stehen mit den norddeutschen Lagerbieren.
Ganz anders an der Grenze. Dort wird das Bier mit deut
eigenen Wagen oder unter geringfügigen Versandspesen an
gefahren; hier sind diese Spesen normal, ganz dieselben,
welche auch die hiesigen norddeutschen Brauereien haben, hier
versagt daher der Schutz durch Frachtspesen. Somit ver
ursachen die bayerischen Brauereien hier eine ganz andere
Konkurrenz als weiter im Norden; oft unterbieten sie schon
jetzt die hiesigen Brauereien um 1 Mk. fürs Hektoliter. Wo
durch dies möglich ist, soll später erklärt werden.
Die sehr umsichtige bayerische Regierung, welche stets
ein ganz besonderes Interesse und auch ein ganz besonderes
Verständnis für alle Fragen zeigte, welche die Brauindustrie
betreffen, erstrebt es also, daß auf Kosten namentlich der
Grenzländer den bayerischen Brauereien ein weiterer großer
Borteil zugewiesen werden soll. Wie es gekommen ist, daß
die norddeutschen Regierungen dies zuließen, kann natürlich
hier nicht erörtert werden: Hat man sich in ungenügender
Weise Rechenschaft abgelegt von den betreffenden Verhält
nissen, hat man es nicht für nötig gehalten, die eigene Industrie
und damit das eigene Interesse zu schützen, brachte die Aus
legung des Zollvereinsvertrags die Entscheidung, sei ihm wie
ihm wolle, hier sind nur die Tatsachen festzustellen.
In dem ersten Abschnitt bemerkten wir, daß die Mehr
belastung durch die neue Steuer 1,75 Mk. fürs Hektoliter
betragen werde. Weitere Feststellungen, wie sie auch in der
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