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die Ackerfläche des übrigen Deutschland hinter dieser Ziffer zurückge
standen habe; denn wenn auch Preussen heute wegen seines vorwiegend
tiefländischen Charakters mehr Ackerland aufweist, als der Reichsdurch-
schnitt beträgt, so kommen doch für das Wachstum des preussischen Acker
landes in den letzten 100 Jahren Momente in Betracht, die in dem übrigen
Deutschland gar nicht oder nicht in so starkem Mafse wirksam gewesen sind.
Die im allgemeinen dichtere Bevölkerung in dem ausserpreussischen
Deutschland und die an sich intensivere landwirtschaftliche Kultur brachten
es mit sich, dass das als Acker mögliche Land eher als solches benutzt
wurde, zumal die ganze Agrarverfassung in dieser Hinsicht dort nicht die
Hindernisse bot, wie in Preussen. Wir nehmen darum die 33,23 % als
Ackerland der genannten Staaten im Anfang des vorigen Jahrhunderts an.
Es fehlen uns, um das Gesamtgebiet des heutigen deutschen Reiches
zu haben, noch Schleswig-Holstein und Elsass-Lothringon. Die aus diesen
Ländern uns vorliegenden Daten reichen leider nicht sehr weit zurück.
In Elsass-Lothringen betrug das Ackerland im Jahre 1852 46,57 % der Ge
samtfläche, x ) im Jahre 1900 45,41 %; dasselbe wäre hier also in den
letzten 50 Jahren sogar zurückgegangen. Schleswig-Holstein zeichnet
sich durch verhältnismässig viel Ackerland, allerdings mit ausgedehnter
Feldgraswirtschaft aus; im Jahre 1900 betrug dasselbe 55,94 %, stand
also erheblich über dem Reichsdurchschnitt. Zieht man in Betracht, dass
sowohl Elsass-Lothringen wie Schleswig-Holstein alte Kulturländer sind,
so ist als sicher anzunehmen, dass hier das Ackerland schon zu Anfang
des vorigen Jahrhunderts eine grosse Ausdehnung — wir meinen jeden
falls über 40% — gehabt hat.
Stellen wir nun die Ergebnisse unserer bisherigen Untersuchung zu
sammen: Altpreussen 33%, die meisten übrigen Staaten 33,23%, Elsass-
Lothringen und Schleswig-Holstein über 40 %, so lautet das Gesamtresultat:
Das Ackerland Deutschlands (des heutigen deutschen Reichsgebiets) hat im
Jahre 1800 % oder 33V3 °/o der Gesamtfläche betragen.
Im Jahre 1900 hatte Deutschland 47,67 % Acker. Während des
ganzen vorigen Jahrhunderts ist also die Ackerfläche Deutschlands um
43 % gewachsen.
Die Anbauverhältnisse Gesamt-Deutschlands waren vor 100 Jahren
ziemlich dieselben, wie wir sie für Preussen gefunden haben; denn wenn
auch in den übrigen Teilen des Reiches die Brache geringer gewesen sein
mag als in Altpreussen, so gab es dort dafür bedeutendere Gebiete mit
Feldgraswirtschaft (Schleswig-Holstein, Mecklenburg usw.), wo also Acker
weide und Futtergräser eine grössere Ausdehnung hatten als bei der
Dreifelderwirtschaft. Da wir aber Brache, Ackerweide und Futtergräser
zusammengefasst haben, so können wir auch für Deutschland annehmen,
dass die vier Hauptgetreidearten ca. 57 %, Hülsen-, Hackfrüchte, Handels
gewächse und ähnliche 10 %, Brache, Ackerweide und Futtergräser 33 %
der Ackerfläche eingenommen haben.
0 Nach Mucke a. a. O.