Full text: Die Steigerung der Produktivität der deutschen Landwirtschaft im neunzehnten Jahrhundert

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Bodenklassen an; die tatsächlichen Durchschnittserträge des ganzen Landes 
kann man aber aus diesen Angaben nicht bestimmen, weil es nicht fest 
steht, welche Flächenausdehnung die einzelnen Bodenklassen in Wirklich 
keit haben. Dagegen macht Thaer an einer anderen Stelle Mitteilungen, 
die uns einen sichereren Anhalt gewähren. Er schreibt nämlich in seinen 
Grundsätzen der rationellen Landwirtschaft: 1 ) „Im nördlichen Deutschland 
nimmt man gewöhnlich bei der Dreifelderwirtschaft an vom Weizen 7 Scheffel, 
Roggen 6, Gerste 6, Hafer 5, mit Rücksicht nämlich auf die Tracht nach 
der Düngung, worin diese Früchte in der Regel gebaut werden. 
Im Durchschnitt ganzer Länder, wo ein grosser Teil des Ackers 
schlecht bestellt wird, kann man aber so viel nicht annehmen, sondern nur 
5 Scheffel per Morgen.“ Etwas befremdend ist in dem ersten Satzgefüge 
der Nebensatz: „worin diese Früchte in der Regel gebaut werden“; denn 
„in der Regel“ wurde bei dem notorischen Düngermangel der damaligen 
Zeit liöstens zu Weizen und Roggen gedüngt. Thaer wird wohl bei 
„diese Früchte“ auch hauptsächlich an die Winterung gedacht haben; 
schreibt er doch an andern Stellen, 2 ) z. B. vom Hafer selbst: „Der Hafer 
ist bei uns lange als die niedrigste Getreideart verächtlich behandelt 
worden und man hat ihm das schlechteste Land und das magerste Feld ange 
wiesen.“ „In der Dreifelderwirtschaft säet man ihn in 4. und 6. Tracht, über 
haupt wo Gerste sich nicht mehr nähren kann.“ Die Reduktion, die darum an 
jenen Zahlen „im Durchschnitt ganzer Länder, wo ein grosser Teil des Ackers 
schlecht bestellt wird“, vorgenommen werden soll, kann sich daher auch nur 
hauptsächlich auf die Winterung beziehen. Die Annahme von 5 Scheffeln 
aber, die Thaer für diesen Fall macht, ist wieder zu allgemein gehalten. 
Krug gibt die Ernteerträge nach den Kammertabellen in der damals 
üblichen Weise, nämlich im Verhältnis zu der Aussaatmenge an. Danach 
betrug der Ertrag im Durchschnitt aller Provinzen, allerdings ohne Rücksicht 
auf deren Grösse, bezw. auf die Ausdehnung der Anbaufläche, beim Weizen 
das 5,65 fache der Aussaat, beim Roggen das 4,77 fache, bei Gerste das 
5,39 fache, beim Hafer das 4,67 fache. Nimmt man als Aussaatmenge, wie 
wir das bei Berechnung der Anbaufläche taten, bei Weizen, Roggen und 
Gerste 18, bei Hafer 24 Metzen au, dann ergeben sich als Ernteerträge 
bei Weizen 6,35, Roggen 5,37, Gerste 6,06, Hafer 7 Scheffel pro Morgen. 
Auf einzelnen Domänen stellten sich die Erträge nach den betreffenden 
Mitteilungen also: 
Scheffel pro Morgen: 
Weizen Boggen Gerste 
Wasserleben a ) im Durchschnitt von 1734, 
Hafer 
1751 und 1793 
6,0 
5,55 
6,93 
7,67 
Ostra 4 ) 1799—1807 
— 
7,2 
10,8 
10,7 
Lohmen 4 ) 1778, 1779, 1789, 1799 . . . 
6,1 
5,8 
7,0 
6,4 
0 s. 806. 
2 ) A. a. 0. S. 851 und 852. 
3 ) Backhaus, Entwicklung der Landwirtschaft 
auf 
den gräflich 
Stolberg-Werni- 
gerodesclien Domänen. 
4 ) 0. Böhme, Entwicklung der Landwirtschaft auf den königlich sächsischen Domänen.
	        
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