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Scheffel pro Morgen:
Weizen Roggen Gerste Hafer
w , u ( im 18. Jahrhundert 3,6 6,0 6,5 5,6
j \ 1794-1810 5,0 7,7 11,6 8,8
Kynast 2 ) 1750—1800 4,26 6,06 6,67 6,58
Fassen wir alle diese Angaben Thaers, Krugs usw. zusammen,
so dürfte es nicht zu niedrig sein, wenn wir als Landesdurchschnitt der
Getreideerträge Deutschlands zu Beginn des 19. Jahrhunderts annehmen:
beim Weizen 6V4, Koggen 5 1 / 2 , Gerste 6, Hafer 6 Scheffel pro Morgen,
oder in die modernen Mafse umgesetzt: beim Weizen 10,28, Roggen 8,62,
Gerste 8,00, Hafer 5,64 D.-Ztr. pro 1 ha.
Stellen wir diesen Zahlen diejenigen der neuesten Erntestatistik, spe
ziell die Durchschnittserträge 1893/99 3 ) gegenüber, so erhalten wir:
Weizen Roggen Gerste Hafer
Anfang des 19. Jahrhunderts . 10,28 8,62 8,00 5,64
1893/99 17,5 14,2 16,7 15,2
Steigerung 70,23% 64,73% 108,75% 169,5%
Am grössten ist also die Ertragssteigerung heim Sommergetreide und
besonders heim Hafer. Diese Erscheinung erklärt sich aus dem ver
schiedenen Grad von Sorgfalt und Pflege, die man den einzelnen Getreide
arten früher angedeihen liess. Weizen und Koggen folgten hei der Drei
felderwirtschaft in der Regel auf die Brache, die je nach Düngervorrat ge
düngt wurde; Gerste und Hafer folgten erst in zweiter, dritter und noch
späterer Tracht. Besonders der Hafer wurde sehr stiefmütterlich behandelt
und ihm, wie wir schon aus der obigen Äusserung Thaers ersahen, „das
schlechteste Land und das magerste Feld angewiesen“. Heute widmet
man dem Hafer dieselbe Sorgfalt wie den übrigen Getreidearten, weil man
längst erkannt hat, wie sehr er eine gute Pflege lohnt. Auf die Ertrags
steigerung der Gerste hat besonders die Entwickelung des Brauereigewerbes
zu einer selbständigen, mächtigen Industrie fördernd eingewirkt, insofern
nämlich, als diese Industrie die Ansprüche an Qualität und Quantität des
Rohmaterials immer mehr steigerte und die Gerste andrerseits als eine
sehr empfindliche Getreideart eine Aufmerksamkeit und Sorgfalt in Düngung
und Pflege erheischt, wie sie ihr nur die höher entwickelte Landwirtschaft
voll angedeihen lassen kann. Schliesslich kommt auch in Betracht, dass
die Fortschritte, welche die moderne Saatzucht in bezug auf das Korn
gewicht gemacht hat, besonders beim Hafer und bei der Gerste zur
Geltung kommen, so dass auch dieser Umstand, wenn der Vergleich nach
Gewichtsmafs angestellt wird, zur Erweiterung des Verhältnisses der Ertrags
steigerung beitragen muss. Übrigens zeigen einige der oben angeführten
Domänen noch eine viel grössere Steigerung, z. B. Wasserleben, Lohmen u. a.
i) Görtz-Wrisberg, Entwicklung der Landwirtschaft auf den Görtz-Wrisbergschen
Gütern.
3 ) Heising, Entwicklung der Landwirtschaft auf den Schaffgotschischen Güter
komplexen.
3 ) Stat. Jahrbuch für d. D. R. 1900, S. 25.