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Berechnung Huckerts nicht weiter verfolgen. Die bisherigen Ausführungen
haben uns im allgemeinen gezeigt, mit welchen Schwierigkeiten und Un
sicherheiten eine Berechnung der Fleischproduktion aus dem jeweiligen
Viehstande verbunden ist. Wenn wir nun den Versuch machen, die
Steigerung der Fleischproduktion Deutschlands während des ganzen vorigen
Jahrhunderts zu bestimmen, so werden unsere Ziffern bei der Unvoll
kommenheit unserer Unterlagen auf eine absolute Sicherheit selbstverständ
lich keinen Anspruch erheben können. Indem wir es uns aber zum Grund
satz machen, überall lieber sicherere Minimal- statt zweifelhaftere Maximal
ziffern zu suchen, glauben wir hoffen zu können, dass unsere Feststellungen
immerhin von einigem Nutzen sein werden.
Nach unserer obigen Untersuchung ist die Zahl des Rindviehs in den
5 grössten Staaten: Preussen, Bayern, Sachsen, Württemberg und Baden
(und darum kann man wohl sagen, in Deutschland überhaupt) im vorigen
Jahrhundert um 75 % und das Schlachtgewicht des einzelnen Tieres um
mindestens 100 % gestiegen. Ausserdem hat sich der Umsatz um zirka
50% vermehrt, und zwar ist diese Vermehrung, wie wir hier noch nach
träglich hervorheben wollen, dadurch ermöglicht worden, dass erstens im
Jahre 1900 mehr Kühe im Verhältnis zu der gesamten Rindviehzahl gehalten
wurden als 1800. Unter den 4856068 Stück Rindvieh, die Krug nach
den Kammertabellen angibt, befanden sich 2137 702 oder 44% Kühe; die
Viehzählung von 1900 ergab dagegen unter 18939692 Stück Rindvieh
10458631 oder 55,2% Kühe, das ist im Verhältnis zu der jedesmaligen
Viehzahl 1900 25,45% mehr als 1800. Ausserdem hat sich aber auch
die relative Geburtsziffer zweifellos sehr gehoben, d. h. auf 100 Kühe sind
1900 bedeutend mehr Kälber gefallen als 1800; denn die ganze Haltung
und Hygiene, die Auswahl der Zuchttiere usw. haben in den 100 Jahren
grosse Fortschritte gemacht. Drittens kommt noch in Betracht, dass 1900
von den geborenen Kälbern verhältnismässig mehr grossgezogen wurden
als 1800; denn bei Krug betragen Kälber und Jungvieh zusammen nur
30,7% des ganzen Viehstandes, während die Viehzählung von 1900 37,4 %
Kälber und Jungvieh aufweist; dabei ist zu berücksichtigen, dass das
Krugsche Jungvieh alle Tiere bis zu ca. 3 Jahren umfasst, während in
den 37,4% von 1900 nur die Tiere bis zu 2 Jahren einbegriffen sind.
Es ist daher nicht zu hoch gegriffen, wenn wir aus den genannten drei
Gründen beim Rindvieh eine Vermehrung des Umsatzes um 50 % annehmen.
Verrechnen wir nun zusammen das Wachstum der Viehzahl, die Vermehrung
des Umsatzes und die Zunahme des Schlachtgewichts, so ergibt sich, dass
die Produktion von Rind- und Kalbfleisch in Deutschland im vorigen Jahr
hundert um 425% zugenommen hat.
Die Zahl der Schweine hat in derselben Zeit um 259% zugenommen;
die Beschleunigung des Umsatzes ist bei denselben auf mindestens 100 %
zu schätzen; die Zunahme des Schlachtgewichts wollen mir mit Rücksicht
darauf, dass früher immerhin eine beträchtliche Anzahl Tiere mit einem
Gewichte von 200 Pfund und mehr geschlachtet wurden, nur mit 50 % in