Full text: Die Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe

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Untersuchung von Tonen. 
Im allgemeinen kann man folgendes annehmen: eine tonerdereiche und eisenarme 
Ziegelerde brennt sich weiß, eine massig eisenhaltige Ziegelerde brennt sich leder 
gelb, eine tonerdearme und eisenreiche Ziegelerde brennt sich rot, eine tonerde 
arme und eisenreiche Ziegelerde mit einem Gehalt an Kalkerde brennt sich bei 
niederer Temperatur rot, bei hoher dagegen durch Bildung von Calcium-Eisensilikat 
gelb. Der Eisengehalt der Ziegelerde befördert beim Brennen das Sintern und dem 
gemäß das Brennen der Ware bei niederer Temperatur. 
Während ein hoher Kalkgehalt, zumal wenn der Kalk in festen Kalk 
knollen vorhanden, für das Brennen der Ziegel nicht zulässig ist, indem er beim 
Brennen zu Ätzkalk wird, welcher später durch seine Umwandlung in Calcium 
hydroxyd und -karbonat die Steine zum Zerfallen bringt, wirkt ein Gehalt von 
10 °/ 0 bis zu 15 °/ 0 Calciumkarbonat in gleichmäßiger Verteilung günstig, weil der 
selbe beim Brennen dem Zerspringen und Bissigwerden der Steine entgegen wirkt. 
Gips, der sich zuweilen in der Ziegelerde vorfindet, übt keinen Einfluß aus, wenn 
man die Steine so stark brennt, daß die Schwefelsäure ausgetrieben wird. Bei 
schwachem Brennen aber wird der Gips nur entwässert und veranlaßt durch 
Wiederaufnahme des verloren gegangenen Kristallwassers eine Zerstörung des 
Steines. Beim Vorhandensein von Magnesia bildet sich, wenn mit schwefelreicher 
Steinkohle gebrannt wurde, Magnesiumsulfat, welches später auswittert und den Stein 
an seiner Oberfläche zerstört. Die an frischen Mauern auswitternde weiße Schicht 
wird in der Praxis irrtümlich „Salpeter“ genannt. 
Bei Anwesenheit von Kali und Natron kann sich in ähnlicher Weise beim 
Brennen schwefelsaures Kalium oder Natrium bilden, welche durch Auswitterung 
ebenfalls schädlich wirken. 
Bitumen, welches dem Eohstoff häufig eine dunkle Farbe verleiht, wird 
beim Brennen vollständig zerstört. Sehr häufig vorkommende graue und grüne 
Ausschläge an den gebrannten Steinen werden durch vorhandenes Vanidin ver 
anlaßt. 
Schwefelkies, der sich häufig in der Ziegelerde vorfindet, erleidet bei ge 
ringerer Eotglut eine Oxydation zu Eisensulfat, welches als solches den Stein durch 
späteres Auskristallisieren mürbe machen würde. Bei gesteigerter Hitze findet 
indes eine Zersetzung des Salzes statt, indem die Schwefelsäure verflüchtigt wird, 
während Eisenoxyd zurückbleibt. 
Neben der chemischen Untersuchung empfiehlt sich für die Beurteilung, ob 
eine Ziegelerde für gewisse Zwecke brauchbar ist, eine größere Probe praktisch in 
der Weise zu prüfen, daß man dieselbe in anderen Ziegeleien, die ein tadelloses 
Erzeugnis liefern, brennen läßt. 
Zur Vergleichung möge hier die Zusammensetzung von drei Ziegelerden, die 
sich besonders für die Ziegel-Herstellung brauchbar erwiesen haben, aufgeführt 
werden: 
Sand 
. 61,26 »/„ 
54,70% 
50,76<> /„ 
Kieselsäure .... 
. 15,08 „ 
21,04 „ 
14,86 „ 
Tonerde 
. 10,58 „ 
10,96 „ 
10,78 „ 
Eisenoxyd .... 
. 2,56 „ 
3,57 „ 
2,67 „ 
Kohlensaures Calcium 
Spur 
0,54 „ 
8,34 „ 
Magnesia 
. 0,05 „ 
0,12 „ 
0,12 „ 
Alkalien 
Spur 
Spur 
Spur 
Glühverlust .... 
. 3,58 „ 
3,78 „ 
6,20 „ 
Wasser 
• 6,89 
5,29 „ 
7,37 „
	        
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