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Untersuchung von gebranntem Kalk.
Kalk, Zement.
Gebrannter Kalk.
Bei einem Gehalt von mindestens 90 °/ 0 Calciumkarbonat sind die in der
Natur vorkommenden Kalksteine geeignet, im gebrannten Zustande als Mörtelmasse
verwertet zu werden.
Bin gehaltreicher, gut gebrannter Kalk mit wenig Verunreinigungen löscht
sich, mit Wasser übergossen, schneller zu einem zarten, unfühlbaren Mehl oder Brei
als ein sogenannter magerer Kalk, welcher letztere ein mehr körniges Pulver oder
einen sich sandig anfühlenden Brei liefert.
Mit Sand oder Kies gemischt, liefert der Kalkhrei den Luftmörtel, welcher
die Eigenschaft hat, nach einiger Zeit durch Wasserverlust und Kohlensäureauf-
nähme eine feste Masse zu bilden, deren größte Festigkeit häufig erst nach vielen
Jahren erreicht wird. Die chemische Untersuchung des gebrannten Kalkes und des
Mörtels geschieht im allgemeinen nach den bei Bodenuntersuchungen und Kalkstein
angegebenen Verfahren. Dieselbe ist auf die Bestimmung des Gesamtkalkes, des
Calciumoxydes bezw. Hydroxydes, der Kohlensäure, der hydratischen Kieselsäure,
des Sandes, der Tonerde und des Wassers zu richten.
1. Bestimmung des Wassers. Ein einfaches Trocknen bei 105° genügt
nicht, das chemisch gebundene Hydratwasser auszutreiben; auch ist ein Glühen nicht
statthaft, weil hierdurch ein Entweichen der Kohlensäure herbeigeführt werden
würde. Die Bestimmung des Wassers geschieht am besten in der W T eise, daß man
1—2 g Masse in einem Platinschiffchen unter Durchleiten von trockner Luft
im Verbrennungsrohr glüht, das entweichende Wasser in einem vorher gewogenen
Chlorcalciumrohr 1 ) auffängt und zurückwägt; die Gewichtszunahme gibt das vor
handene Wasser.
2. Die Kohlensäure ward in 2—5 g Masse entweder aus dem Gewichtsverlust
oder durch Auffangen in Kalilauge ermittelt, vergl. S. 15. Gut ausgebrannter Kalk
darf nur Spuren oder höchstens bis 1 °/ 0 Kohlensäure enthalten.
3. Bestimmung der nicht flüchtigen Bestandteile. 10 g gebrannter
gepulverter Kalk werden unter Bedecken mit einem Uhrglase in einer geräumigen
Porzellanschale in Salzsäure gelöst, auf dem Wasserbade zur Trockne verdampft)
einige Zeit im Luftbade oder im Trockenschranke (zur vollständigen Abscheidung
der Kieselsäure) erwärmt, mit salzsäurehaltigem Wasser aufgenommen, filtriert, aus
gewaschen und das Filtrat auf 500 ccm gebracht.
a) Kieselsäure und Sand. Der unlösliche, hinreichend ausgewaschene
Rückstand wird getrocknet, geglüht und als Sand -f- Kieselsäure gewogen; darauf
bringt man ihn in eine Porzellanschale oder besser Platinschale, kocht ihn längere
Zeit mit einer hinreichenden, verdünnten Lösung von Natriumkarbonat und etwas
Natriumhydroxyd aus, filtriert, wäscht genügend aus (vergl. S. 31 a «), trocknet)
glüht und wägt wieder; das letzte Gewicht ist gleich dem vorhandenen Sand, die
Differenz zwischen dieser und der ersten Gewichtsmenge gleich der hydratischen
Kieselsäure.
b) Tonerde (bezw. Eisenoxyd), Kalk und Magnesia. 25 com der salz-
sauren Lösung werden erwärmt, mit Ammoniak bis zu eben eintretender alkalischer
Reaktion versetzt, aufgekocht und schnell filtriert. Der Niederschlag ergib*
Tonerde + Eisenoxyd. Soll letzteres besonders bestimmt werden, so fällt man
!) Durch das Chlorcalciumrohr muß vorher einige Zeit trocknes Kohlensäurega s >
darauf trockne Luft durchgeleitet sein.