Untersuchung von Zement oder Wasserkalk.
115
Aussicht genommenen Mergels erfahren kann, ist man zur Beurteilung der Brauch
barkeit auf die Brennprohe angewiesen. Es werden gegen 5 g des Rohstoffes
his zum vollständigen Verjagen der Kohlensäure hei allmählich steigender Hitze ge
hrannt, die Masse fein gemahlen, ein Teil wie gebrannter Kalk, auf lösliche
Kieselsäure usw. (S. 712, No. 3 a) untersucht, ein anderer Teil dagegen mit Wasser
zu Kugeln geformt; nach wenigen Minuten werden dieselben in Wasser gelegt und
nun in bezug auf ihr Hartwerden im Wasser beobachtet. Der gebrannte Roman-
Zement wird gestampft, gemahlen und durch ein Sieb, welches auf 1 qcm 18 Löcher
besitzt, geschlagen.
Das spezifische Gewicht des gepulverten Zementes soll 2,723 betragen.
Nachstehend sei eine Untersuchung des vorzüglichen Kufsteiner Roman-
Zementes nach Peichtinger mitgeteilt:
Kalk 55,78 Natron 1,06
Magnesia 1,62 Kieselsäure .... 22,53
Tonerde 8,90 Kohlensäure .... 1,46
Eisenoxyd 6,05 Schwefelsäure . . . 1,85
Kali 0,75
3. Portland-Zement. Als Portland-Zement bezeichnet man solche
Wassermörtel, welche aus künstlichen Mischungen von Ton und Kalkstein durch
Brennen bis zur Sinterung mit darauf folgender Zerkleinerung bis zur Mehlfeinheit
gewonnen werden.
Von den Rohstoffen sind weiche reine Kalksteine, wie hauptsächlich Kreide,
Wiesenkalk, Marmor, sowie auch zerfallener Kalkschlamm verwendbar. Von den
Tonen wählt man solche, die möglichst kieselsäurereich sind und nur wenig Sand
enthalten. Bei Gegenwart von größeren Mengen Sand werden die Rohstoffe
nach ihrer Zerkleinerung einer Schlämmung unterworfen; die in Klärbehältern
abgesetzten Massen werden, nachdem sie bis zur Knetbarkeit von Wasser be
freit sind, durch Rührvorrichtungen und Walzen auf das innigste gemischt und
hieraus backsteinartige Kuchen geformt, welche, auf Hürden ausgelegt, in den luft
trocknen Zustand gebracht werden. Diese werden alsdann in geeignete Öfen bei
allmählich gesteigerter Hitze bis zur Sinterung gebrannt und auf Mühlen zu staub
feinem Pulver gemahlen.
Die Rohstoffe sind so zu wählen, daß im gebrannten Zement auf
80 Äquivalente (1 Teil) Si0 2 210—230 Äquivalente (2,4—2,7 Teile) Ätzkalk und
15—25 Äquivalente (0,4—0,6 Teile) Tonerde -j- Eisenoxyd kommen.
Die chemische Untersuchung des Roman- und Portland-Zementes
geschieht wie bei „gebrannter Kalk“ S. 112.
Zur Prüfung der Zemente auf Reinheit können außer dem spezifi
schen Gewicht (vergl. unter „physikalische Prüfung“ S. 116) nach W. und
R. Fresenius 1 ) Verfahren dienen, die zum Teil zwar nicht ohne Widerspruch ge
blieben sind, die aber immerhin gute Anhaltspunkte zur Beurteilung bieten und da
her hier kurz mitgeteilt werden sollen.
a) Mit Wasser übergossen, darf keine wahrnehmbare Erwärmung der Masse
auftreten.
b) Echter Zement soll in verdünnter Salzsäure sich vollständig oder doch
ohne wesentlichen Rückstand lösen. (Eine milchige Trübung von ausgeschiodenem
Schwefel und Auftreten eines Geruches nach Schwefelwasserstoff verrät einen Zusatz
von Hochofenschlacke.)
0 Zeitschr. f. anal. Chemie 1884, 23, 175; 1893, 32, 433.
8*