Full text: Die Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe

Untersuchung von Zement oder Wasserkalk. 
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Aussicht genommenen Mergels erfahren kann, ist man zur Beurteilung der Brauch 
barkeit auf die Brennprohe angewiesen. Es werden gegen 5 g des Rohstoffes 
his zum vollständigen Verjagen der Kohlensäure hei allmählich steigender Hitze ge 
hrannt, die Masse fein gemahlen, ein Teil wie gebrannter Kalk, auf lösliche 
Kieselsäure usw. (S. 712, No. 3 a) untersucht, ein anderer Teil dagegen mit Wasser 
zu Kugeln geformt; nach wenigen Minuten werden dieselben in Wasser gelegt und 
nun in bezug auf ihr Hartwerden im Wasser beobachtet. Der gebrannte Roman- 
Zement wird gestampft, gemahlen und durch ein Sieb, welches auf 1 qcm 18 Löcher 
besitzt, geschlagen. 
Das spezifische Gewicht des gepulverten Zementes soll 2,723 betragen. 
Nachstehend sei eine Untersuchung des vorzüglichen Kufsteiner Roman- 
Zementes nach Peichtinger mitgeteilt: 
Kalk 55,78 Natron 1,06 
Magnesia 1,62 Kieselsäure .... 22,53 
Tonerde 8,90 Kohlensäure .... 1,46 
Eisenoxyd 6,05 Schwefelsäure . . . 1,85 
Kali 0,75 
3. Portland-Zement. Als Portland-Zement bezeichnet man solche 
Wassermörtel, welche aus künstlichen Mischungen von Ton und Kalkstein durch 
Brennen bis zur Sinterung mit darauf folgender Zerkleinerung bis zur Mehlfeinheit 
gewonnen werden. 
Von den Rohstoffen sind weiche reine Kalksteine, wie hauptsächlich Kreide, 
Wiesenkalk, Marmor, sowie auch zerfallener Kalkschlamm verwendbar. Von den 
Tonen wählt man solche, die möglichst kieselsäurereich sind und nur wenig Sand 
enthalten. Bei Gegenwart von größeren Mengen Sand werden die Rohstoffe 
nach ihrer Zerkleinerung einer Schlämmung unterworfen; die in Klärbehältern 
abgesetzten Massen werden, nachdem sie bis zur Knetbarkeit von Wasser be 
freit sind, durch Rührvorrichtungen und Walzen auf das innigste gemischt und 
hieraus backsteinartige Kuchen geformt, welche, auf Hürden ausgelegt, in den luft 
trocknen Zustand gebracht werden. Diese werden alsdann in geeignete Öfen bei 
allmählich gesteigerter Hitze bis zur Sinterung gebrannt und auf Mühlen zu staub 
feinem Pulver gemahlen. 
Die Rohstoffe sind so zu wählen, daß im gebrannten Zement auf 
80 Äquivalente (1 Teil) Si0 2 210—230 Äquivalente (2,4—2,7 Teile) Ätzkalk und 
15—25 Äquivalente (0,4—0,6 Teile) Tonerde -j- Eisenoxyd kommen. 
Die chemische Untersuchung des Roman- und Portland-Zementes 
geschieht wie bei „gebrannter Kalk“ S. 112. 
Zur Prüfung der Zemente auf Reinheit können außer dem spezifi 
schen Gewicht (vergl. unter „physikalische Prüfung“ S. 116) nach W. und 
R. Fresenius 1 ) Verfahren dienen, die zum Teil zwar nicht ohne Widerspruch ge 
blieben sind, die aber immerhin gute Anhaltspunkte zur Beurteilung bieten und da 
her hier kurz mitgeteilt werden sollen. 
a) Mit Wasser übergossen, darf keine wahrnehmbare Erwärmung der Masse 
auftreten. 
b) Echter Zement soll in verdünnter Salzsäure sich vollständig oder doch 
ohne wesentlichen Rückstand lösen. (Eine milchige Trübung von ausgeschiodenem 
Schwefel und Auftreten eines Geruches nach Schwefelwasserstoff verrät einen Zusatz 
von Hochofenschlacke.) 
0 Zeitschr. f. anal. Chemie 1884, 23, 175; 1893, 32, 433. 
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