Full text: Die Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe

Untersuchung von Harn. 
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8. Prüfung auf Eiweiß, a) In ein kleines, enges Reagenzgläsohen läßt 
man einen Tropfen roter rauchender Salpetersäure einfließen und fügt dazu etwa 
2 ccm reiner konzentrierter Salpetersäure (spezifisches Gewicht 1,2). Auf dieses 
Säuregemisch schichtet man den durch Filtration geklärten Harn durch vorsichtiges 
Ausflieflenlassen aus einem zweiten Reagenzgläsohen oder aus einer Pipette. Ist 
Eiweiß vorhanden, so bildet sich an der Grenzschicht beider Flüssigkeiten eine 
nach oben und unten scharf begrenzte ringförmige Trübung. Täuschungen können 
in sehr konzentrierten Harnen durch Ausscheidung von Harnsäure, Hippursäure 
und Harnstoff entstehen. In diesen Fällen ist aber der Ring nur nach unten 
scharf ahgegrenzt, nach oben dagegen verschwommen breiter. 
h) Nachweis durch Kochhitze. Saurer Harn bedarf keines Zusatzes. Al 
kalischem Harn wird so viel Essigsäure zugesetzt, bis er bleibend sauer reagiert. 
Der ursprünglich saure oder der mit Essigsäure angesäuerte Harn wird im 
Reagenzgläsohen zum Sieden erhitzt und nach dem Kochen jedesmal, gleichgültig 
ob beim Kochen ein Niederschlag entstanden ist oder nicht, mit etwas konzentrierter 
Salpetersäure bis zur stark sauren Reaktion versetzt. Entsteht im gekochten Harn 
ein flockiger, auch nach Zusatz von Salpetersäure bleibender Niederschlag, so ist 
die Gegenwart von Eiweiß erwiesen. 
c) Man säuert den Harn reichlich mit Essigsäure an und setzt 2—3 Tropfen 
Ferrocyankaliumlösung hinzu; bei Gegenwart von Eiweiß entsteht ein dichter weißer 
Niederschlag. 
Soll das Eiweiß quantitativ bestimmt werden, so wird es nach (b) ge 
fällt, durch ein getrocknetes und gewogenes Filter filtriert, mit diesem getrocknet 
und gewogen; oder der Niederschlag wird samt dem Filter nach Kjeldahl ver 
brannt, der gefundene Stickstoff nach Abzug des Stickstoffs des Filters durch 
Multiplikation mit 6,25 auf Eiweiß berechnet. 
9. Wenn ferner im Harn Zucker enthalten ist und dieser bestimmt werden 
soll, so muß der Harn vor allem eiweißfrei sein; enthält er Eiweiß, so wird dieses 
zuerst nach 8. abgeschieden. Sodann verfährt man unter Anwendung der 
Fehlingschen Kupferlösung ganz in derselben Weise, wie im Abschnitt „Futter 
mittel“ unter „Zuckerbestimmung“ angegeben ist. Der zu untersuchende Harn ist hierbei 
so zu verdünnen, daß er höchstens 1 / 2 —1 °/ 0 Zucker enthält; auch empfiehlt 
sich, stark gefärbten Harn vorher durch Tierkohle usw. zu entfärben, oder man 
entfärbt den Harn mit Tierkohle bezw. Bleiessig und polarisiert das wasserhelle 
Filtrat. Die Halbschattenapparate mit Kreisgradteilung zeigen im 200 mm-Rohr 
für 1 Grad Drehung = 0,94 °/ 0 Traubenzucker an. 
Bei qualitativer Prüfung auf geringe Mengen von Zucker ist der Harn mit 
Bleiessig zu entfärben oder wiederholt (4—5mal) durch Tierkohle zu filtrieren; 
das wasserhelle Filtrat gibt dann eine ungleich bessere Zuckerreaktion mit der 
Fehlingschen Lösung, als der ursprüngliche Harn, Noch weit schärfer ist die 
Reaktion nach Seegen, 1 ) wenn nach vollendeter Filtration die auf dem Filter 
befindliche Kohle mit wenig Wasser gewaschen und dieses Waschwasser (bei 
ursprünglich sehr gefärbten Harnen das zweite und dritte Waschwasser) zur Probe 
benutzt wird. Man kann den Harn auch nach van Ketel durch 4 ccm Phenol- 
liquefact. und 16 ccm Bleiessiglösung auf 60 ccm Harn klären. Schließlich kann 
man auch nachBöttger in folgender Weise verfahren: Zur eiweißfreien Harnprobe 
setzt man einen reichlichen Überschuß einer konzentrierten Lösung von kohlen 
saurem Natrium, hierauf eine kleine Menge basisch salpetersauren Wismutoxyds 
] ) Zeitschr. f, anal. Chemie 1872, 11, 356.
	        
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