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Milch und Molkerei-Erzeugnisse.
Unter Umständen ist auch die Feststellung des Säuregrades der Milch von
Belang.
Für eine vollständige Untersuchung der Milch ist ferner noch erforderlich:
die Bestimmung des Milchzuckers und der Stickstoffsubstanzen (hezw. die Trennung
der letzteren).
Untersuchungsverfahren.
Die Richtigkeit der Beurteilung einer Milch hängt in erster Linie von der
richtigen Probenahme ah. Da sich die Milch hei ruhigem Stehen unter Ab-
scheidung des Rahmes entmischt, so ist die Milch hei der Entnahme von Proben für
die Untersuchung vorher durch Umrühren oder besser durch mehrmaliges Um
gießen von dem einen Gefäß in ein anderes sorgfältig zu mischen und die ent
nommene Probe von etwa 1 / 2 —11 tunlichst schnell der Untersuchungsstelle einzusenden.
Auch beim Ahwägen der Milch für die einzelnen Bestimmungen
ist dieselbe jedesmal unmittelbar vorher gründlich durchzumischen.
Frischhaltung der Milchproben für die Untersuchung. In der heißen
Jahreszeit und auch sonst, wenn die Untersuchung der Milchproben nicht alsbald nach der
Entnahme erfolgen kann, empfiehlt es sich, die Milchprobon für die Untersuchung haltbar
zu machen, um namentlich der vorzeitigen Gerinnung vorzubeugen. Hierzu werden
empfohlen von Allen 1 ) ein Zusatz von 1 g Kaliumbichromat und von H. D. Richmond
und Be van 2 3 ) ein solcher von 1 ccm oder 20 Tropfen 4O°/ 0 -igem Pormaldehyd (Pormalin)
auf 1 1 Milch.
1. Bestimmung des spezifischen Gewichtes.
Das spezifische Gewicht der Milch darf zwar erst einige Stunden
nach dem Melken, 8 ) muß aber im übrigen möglichst bald nach dem Ein
treffen im Laboratorium und zwar möglichst bei 15° oder doch bei
Wärmegraden von 10—20° bestimmt werden; in letzterem Falle ist
dasselbe auf 15° umzurechnen.
Chr. Müller hat eine Tabelle angefertigt, aus der man die Uber oder unter
15° ermittelten Zahlen auf das wirkliche spezifische Gewicht bei 15° durch Ablesen
erfahren kann (vergl. Tabelle XI No. 1 und 2 am Schluß).
Um in geronnener Milch das spezifische Gewicht zu bestimmen, setzt
M. Weibull 4 ) einem bestimmten Volumen der geronnenen Milch (v ra ) ein abgemessenes
Volumen Ammoniak (v a ) (meistens 1 / 10 der Milch) von bestimmtem spezifischem Ge
wicht (s a ) zu, mischt durch, ermittelt das Volumen der Mischung (V) sowie deren
spezifisches Gewicht (S) und berechnet das spezifische Gewicht der geronnenen
Milch (s m ) nach der Gleichung:
V. S — Va . Sa
Das Verfahren wird als zuverlässig bezeichnet.
L. de Koningh 5 * ) empfiehlt, zur Bestimmung des spezifischen Gewichtes von
geronnener Milch 95 ccm Milch 5 Minuten lang mit 5 ccm Natronlauge vom
■) Milch-Ztg. 1892, 21, 659.
2 ) Ebenda 1895, 24, 107.
3 ) Die frisch ermolkene Milch erfährt nämlich, sei es infolge Quellens des Kaseins,
sei es infolge allmählichen Erstarrens des Fettes oder Entweichens von Luftbläschen, eine
geringe Verdichtung.
4 ) Chem.-Ztg. 1893, 17, 1670; Milch-Ztg. 1894, 23, 247.
s ) Analyst 1899, 24, 142; Zeitschr. f. Untersuchung d. Nahrungs- u. Genußmittel
1899, 2, 862.