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Milch und Molkerei-Erzeugnisse.
einer Absonderung und Wägung (gewichtsanalytische Verfahren), die anderen auf
Volumenmessung (Zentrifugal-Verfahren, Marchand-Tollens-Verfahren) des Fettes
oder auf der Ermittelung des spezifischen Gewichtes (Soxhlets aräometrisches Ver
fahren) oder der Refraktion (Wollnys Verfahren) der ätherischen Fettlösung,
wiederum andere auf der Durchsichtigkeit der in bestimmter Weise verdünnten
Mich (optische Prüfungsverfahren) beruhen. Von diesen Verfahren sind die letzteren
ausnahmslos zu verwerfen. In allen Fällen anwendbar und sicher sind die
gewichtsanalytischen Verfahren, von denen neuerdings das von Eöse-Gottlieb am
meisten empfohlen wird.
a) Gewichtsanalytische Verfahren.
a) Das Sand- (Gips-), Bimstein- usw. Verfahren.
20—25 g Milch werden im Hoffmeisterschen Glasschälchen mit etwa
10 g ausgeglühtem Sand (und 1 g gebranntem Gips) 1 ) oder mit ent
sprechenden Mengen ausgeglühten Bimsteinpulvers, Asbestes oder
Glaspulvers unter öfterem Umrühren mit einem dünnen, beiderseits
zugeschmolzenen Glasröhrchen auf dem Wasserbade zur Trockne ein
gedampft, Schale nebst Inhalt in einem bedeckten Mörser sorgfältig zer
rieben und dasPul verineinePapier hülse gehr acht, welche imSoxhletschen,
kontinuierlich wirkenden Extraktionsapparat mit Äther gegen 5 Stunden
ausgezogen wird. Das vorher gewogene Kölbchen, welches das gesamte
Fett der angewendeten Milch enthält, wird nach Verdunstung des
Äthers 1 Stunde lang im Dampftrockenschrank getrocknet und darauf
gewogen. Die Gewichtszunahme gibt die Fettmenge an.
Statt die Milch im Hoffmeisterschen Glasschälchen einzudampfen und diese
mit zu zerreiben, kann man dieselbe auch in Nickel-, Zinn- oder gut glasierten
Porzellanschalen eintrocknen; man muß dann aber mehr und so viel von den ge
nannten Trockenmitteln nehmen, daß sie die zugewogene Milch vollständig ein
schließen, ferner fleißigst rühren, damit sich keine Milchbestandteile fest an die
Schalenwandung ansetzen; im übrigen wird wie vorhin verfahren und Schale wie
Mörser mit dem Äther, der zur Ausziehung dient, ausgewaschen, indem der Äther
in die offene, im Soxhletschen Extraktionsrühr befindliche Papierhülse gegossen wird.
ß) Das Adamssche Verfahren mit Papier als Aufsaugemittel. 2 )
5—10 g Milch werden aus einer kleinen gewogenen und später zurück
zuwiegenden Spritzflasche mit Milch auf einen horizontal ausgespannten, 660—570 mm
langen, 65 mm breiten, vorher mit Äther von ätherlöslichen Stoffen befreiten 3 )
und getrockneten Papierstreifen 4 ) sorgfältig aufgespritzt. Nachdem letzterer luft-
x ) Die Eintrocknung mit gebranntem Gips allein empfiehlt sich nicht, weil derselbe
für sich etwas an Äther abgibt; denn die Ausziehung der mit gebranntem Gips ein
getrockneten Milch gibt nach Fleischmann und Sohmöger stets etwas mehr Fett, als
die Ausziehung der mit Sand eingetrookneten Milch.
2 ) Analyst 1885, 10, 46; vergl. die Besprechung der Fehlerquellen dieses Verfahrens
von M. Siegfeld (Zeitschr. f. Untersuchung d. Nahrungs- u. Genußmittel 1903, 6, 259).
Siegfeld macht in dieser Arbeit darauf aufmerksam, daß auch neue Korkstopfen nicht
unbeträchtliche Mengen ätherlöslicher Stoffe enthalten.
3 ) Die Firma Schleicher und Schüll in Düren liefert für den Zweck besonders
entfettete Papierstreifen, in denen aber M. Siegfeld neuerdings (Zeitschr. f. Untersuchung
d. Nahrunge- u. Genußmittel 1903, 6, 259) noch 4,5—20 mg ätherlösliche Stoffe fand. Es
empfiehlt sich daher, auch diese Streifen vor dem Gebrauch nochmals zu entfetten.
4 ) Nach dem ersten Vorschläge wurde der entfettete und getrocknete Papier
streifen vorher zu einer Eolle von 35 mm Durchmesser aufgerollt, mit Platindraht zu-