Full text: Die Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe

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Milch und Molkerei-Erzeugnisse. 
leicht gelingt. Da das spezifische Gewicht durch höhere Temperatur verringert, durch 
niedrigere erhöht wird, so muß die Temperatur bei der Bestimmung des spezifischen Ge 
wichtes der Ätherfettlösung berücksichtigt werden. Man liest deshalb kurz vor oder nach 
der Aräometer-Ablesung die Temperatur der Flüssigkeit an dem Thermometer im Schwimm 
körper auf 1 / ]0 ° ab. War die Temperatur genau 17,5°, so ist die Angabe des Aräometers 
ohne weiteres richtig, im anderen Falle hat man das abgelesene spezifische Gewicht auf 
die Temperatur von 17,5° zu reduzieren; man zählt für jeden Grad, den das Thermometer 
mehr zeigt als 17,6°, einen Grad zum abgelesenen Aräometerstand hinzu und zieht für 
jeden Grad, den es weniger zeigt als 17,5°, einen Grad von demselben ab. Aus dem für 
17,5° gefundenen spezifischen Gewicht ergibt sich direkt der Fettgehalt in Gewichts 
prozenten aus der Tabelle XII a No. 1 im Anhang. 
Um nach Beendigung einer Untersuchung den Apparat für die folgende Bestimmung 
instand zu setzen, lichtet man den Kork der Schtittelflasche und läßt die Fettlösung in 
dieselbe zurückfließen. Hierauf gießt man das Aräometerrohr B voll mit gewöhnlichem 
Äther und läßt auch diesen abfließen. Treibt man mittels des Blasebalgs einen kräftigen 
Luftstrom durch den ganzen Apparat, so erhält man denselben rasch rein und trocken. 
Ursprünglich war dieses aräometrische Fettbestimmungsverfahren, das nach zahl 
reichen vergleichenden Untersuchungen mit den gewichtsanalytischen gut übereinstimmende 
Ergebnisse liefert, nur für ganze oder Vollmilch brauchbar; bei Magermilch oder ab 
gerahmter Milch von etwa 1 °/ 0 Fettgehalt bildet sich beim Schütteln mit der vor 
geschriebenen Menge Kalilauge und Äther eine dicke, gallertartige Masse, so daß sich 
nach tagelangem Stehen keine Spur einer Ätherfettschicht absetzt. Um auch für diese 
Fälle das Verfahren anwenden zu können, bedient sich Fr. Soxhlet einer geringen 
Menge Seifenlösung. 
Von einer Seifenlösung, am besten stearinsaurem Kalium — dasselbe wird bereitet, 
indem man 16 g von der Masse einer Stearinkerze mit 25 ccm Alkohol und 10 ccm der 
für die Ausführung der Bestimmung vorrätigen Kalilauge von 1,27 spezifischem Gewicht 
einige Minuten im Wasserbade erhitzt, bis alles klar gelöst ist, und auf 100 com auffüllt 
— setzt man der in der Schüttelflasche eingemessenen Milch 0,4—0,5 ccm = 20—25 Tropfen 
zu, schüttelt gut durch und verfährt sonst genau, wie für ganze Milch vorgeschrieben ist. 
Es ist natürlich bei Magermilch ein besonderes Aräometer für niedrigere spezifische 
Gewichte erforderlich. Die Korrekturen für Temperatur über oder unter 17,5° sind die 
gleichen wie bei der ganzen Milch. 
Für die Ablesungen des prozentigen Fettgehaltes aus dem spezifischen Gewicht 
ist ebenfalls eine besondere Tabelle entworfen. (Siehe Anhang unter Hilfstabellen No. XII a 
No. 2.) 
Anmerkungen: Von einigen Seiten, so von J. Skaiweit') und J. Klein 2 ) ist 
behauptet, daß das Soxhletsche Verfahren der Revision bedürftig sei, weil das gewichts 
analytische Verfahren (nach Adams) mehr ergeben habe. Nach Soeldners Untersuchungen 3 ) 
indes sind diese Differenzen nicht vorhanden. Sollte trotzdem die Behauptung Kleins 
richtig sein, so würde damit das Soxhletsche Verfahren nicht hinfällig, sondern nur die 
Tabellen einer Abänderung bedürftig sein. J. Klein findet auch, daß transportierte Milch 
nach Soxhlets Verfahren stets etwas mehr Fett liefert, als die Milch vor dem Versand. 
Wird ferner die Ätherfettlösung erst nach einigen Tagen abgespindelt, so pflegt — wahr 
scheinlich infolge von Seifenbildung — ebenfalls etwas mehr Fett gefunden zu werden. 
Cronander 4 ) hat das Soxhletsche Verfahren dahin abgeändert, daß er nicht das spezifische 
Gewicht der Ätherfettlösung bestimmt, sondern nach Abheben und Verdunsten des Äthers 
das rückständige Fett in einer graduierten Röhre mißt. — H. Timpe 5 ) will durch Ver 
dünnen von 50 com Milch mit 60 ccm Wasser einige Vorteile erzielen. 
') Repert. f. analyt. Chemie 1887, 383. 
2 ) Milch-Ztg. 1888, 17, 813 und 904. 
3 ) Ebenda 1888, 17, 802 und 865. 
4 ) Vergl. Swen Müller in Milch-Ztg. 1886, 15, 161. 
6 ) Chem.-Zeitung 1894, 18, 392.
	        
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