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Rohstoffe und Erzeugnisse der Zuckerfabrikation.
standenen Luftblasen Zeit zum Aufsteigen zu lassen — was durch sanftes Aufstoßen des
senkrecht gehaltenen Rohres beschleunigt wird —, und schiebt das Deckgläscheu von der
Seite in wagerechter Richtung über die Öffnung des Rohres. Das Aufschieben muß so
schnell und sorgfältig ausgeführt werden, daß unter dem Deckgläschen keine Luftblase
entstehen kann. Ist das Überschiehen das erstemal nicht befriedigend ausgefallen, so
muß es wiederholt werden, nachdem man das Deokgläschen wieder geputzt und getrocknet
und die Kuppe der Zuokerlösung an der Mündung des Rohres durch Hinzufügen einiger
Tropfen der Flüssigkeit wieder hergestellt hat. Nach dem Aufschieben des Deckgläschens
wird das Rohr mit der Kapsel verschlossen. Erfolgt der Verschluß mit einer Schrauben
kapsel, so ist mit Sorgfalt darauf zu achten, daß diese nur so weit ungezogen wird, daß
das Deckgläschen nur eben in fester Lage sich befindet; ist das Deokgläschen zu fest an
gezogen, so kann es optisch aktiv werden, und man erhält bei der Polarisation ein un
richtiges Ergebnis. Ist die Schraube zu stark angezogen worden, so genügt es nicht, sie
zu lockern, sondern man muß auch längere Zeit warten, bevor man die Polarisation vor
nimmt, da die Deckgläschen das angenommene Drehungsvermögen zuweilen nur langsam
wieder verlieren. Um sicher zu gehen, wiederholt man alsdann die Beobachtung mehrere
Male nach Verlauf von je 10 Minuten, bis das Ergebnis eine Änderung nicht mehr erleidet.
Nachdem das Rohr gefüllt ist, hält mau es gegen das Licht und überzeugt sich,
ob das Gesichtsfeld kreisrund erscheint und ob insbesondere keine Teile des zur Milderung
der Pressung des Deckgläsohens eingelegten Gummiringes über den inneren Metallrand
der Verschlußkapsel hervorragen. Zeigen sich solche Gummiteile, so ist ein anderes trockenes
Rohr unter Verwendung eines weiter ausgeschnittenen Gummiringes mit der Flüssigkeit
zu füllen. Sodann wird der Polarisationsapparat zur Beobachtung bereit gemacht. Dieser
soll in einem Raum aufgestellt werden, welcher möglichst eine Wärme von 20° zeigt und
welcher durch Verhängen der Fenster und dergleichen nach Möglichkeit verdunkelt ist,
damit das Auge bei der Beobachtung durch seitliche Lichtstrahlen nicht gestört wird. Es
ist darauf zu achten, daß die zum Apparat gehörige Lampe in gutem Stande sei. Man
stellt die Lampe in einer Entfernung von 15—20 cm vom Apparat auf. Nach dem An
zünden wartet man mindestens eine Viertelstunde, ehe man zur Polarisation schreitet.
Jede Veränderung der Beschaffenheit der Flamme oder der Entfernung der Lampe vom
Apparat, also Jedes Hoch- oder Niedrigschrauben des Dochtes oder der Flamme, jedes Vor
wärtsschieben oder Drehen der Lampe beeinflußt das Ergebnis der Beobachtung.
Durch Verschiebung des Fernrohres, welches an dem vorderen Ende des Apparats
sich befindet, stellt man diesen alsdann so ein, daß die Linie, welche das Gesichtsfeld im
Apparat in zwei Teile teilt, scharf zu erkennen ist. Man drückt dabei das Auge nicht
an das Augenglas des Fernrohrs an, sondern hält es 1—3 cm davon ab und sorgt dafür,
daß der Körper während der Beobachtung in bequemer Stellung sich befindet, da jede un
natürliche Stellung zu einer störenden Anstrengung des Auges führt. Wenn der Apparat
richtig eingestellt ist, muß das Gesichtsfeld kreisrund und scharf begrenzt erscheinen.
Man beruhige sich niemals mit einer unvollkommenen Erfüllung dieser Vorbedingung,
sondern ändere die Stellung der Lampe des Apparats oder des Fernrohrs so lange, bis man
das bezeiohnete Ziel erreicht hat.
Man überzeugt sich zunächst von der Richtigkeit dos Apparats, indem man die
Polarisation einer Quarzplatte bestimmt, deren Drehungswert bekannt ist. Man legt die
Platte so in den vorderen Teil des Apparats hinein, daß sie dem Beobachter zugekehrt ist,
schließt den Deckel des Apparats und schreitet nun zur Beobachtung, indem man die
Schraube unterhalb des Fernrohres hin und her spielen läßt, bis die beiden durch die Linie
getrennten Hälften des Gesichtsfeldes gleich beschattet erscheinen.
Das Ergebnis der Nullpunktablesung wird in folgender Weise festgestellt; Man
liest an der mit einem Nonius versehenen Skala des Apparats, welche man durch Ver
schiebung eines Spiegels scharf sichtbar machen kann, das Ergebnis der Einstellung ab.
Auf dem festliegenden Nonius ist der Baum von 9 Teilen der Skala in 10 gleiche Teile
geteilt. Auf der Skala liest man die ganzen Grade von 0 bis zum letzten Gradstriche vor
dem Nullpunkte des Nonius ab; die Teilung des Nonius wird zur Ermittelung der zu
zuzählenden Zehntel benutzt; diese sind durch die Nummer desjenigen Nonienstrichs ge