800
Trinkwasser.
Aussehen, indem man sowohl von oben in die Zylinder, als auch seitwärts durch die
selben sieht.
d) Ermittelung der Temperatur und der Reaktion des Wassers.
Wenn das Wasser einigermaßen zugänglich ist, so senkt man ein in Zehntelgrade
eingeteiltes Thermometer in das Wasser, läßt es geraume Zeit darin und beobachtet den
Stand desselben direkt so oft und so lange, bis keine Änderung mehr eingetreten ist.
Bei tieferem Quell- und Grundwasser senkt man eine große Eiasche mit dem darin
befindlichen Thermometer in das Wasser, läßt sie, nachdem sie sich gefüllt hat, noch
20—30 Minuten darin verweilen und liest die Temperatur unmittelbar nach dem Empor
ziehen ab.
Bei einem nicht zugänglichen Brunnen oder wenn das Wasser aus einer Leitung
ausströmt, verfährt man in der Weise, daß man das Wasser mittels eines großen Trichters
oder weiten Rohres bis auf den Boden eines großen Gefäßes (Eimer oder Kübel) leitet,
in dieses das Thermometer taucht und das Wasser so lange durch- und überfließen läßt, bis
die Temperatur gleichbleibend geworden ist.
Mit dieser Ermittelung kann gleichzeitig die der Reaktion des Wassers verbunden
werden, wozu man sich des empfindlichen roten sowohl wie blauen Lackmuspapiers, welches
man in einem dicht schließenden Gefäß aufbewahrt hat, bedient. Um die geringen Ver
änderungen besser unterscheiden zu können, befeuchtet man Streifen desselben Lackmus
oder Kurkumapapiers mit destilliertem kohlensäurefreiem Wasser und vergleicht die
Färbungen. Stark koblensäurehaltiges Wasser zeigt häufig eine schwach saure Reaktion,
während längere Zeit gestandenes oder gekochtes Wasser alkalisch reagiert.
e) Probenahme des Wassers. Das erste Erfordernis für die Probenahme des
Wassers ist die vollständige Reinheit der Gefäße, sowohl derjenigen, welche zum Schöpfen,
als auch derjenigen, welche zum Versenden bezw. Aufbewahren dienen. Für letzteren
Zweck empfehlen sich Flaschen von weißem Glase mit Glasstöpselverschluß.
k) Für Zwecke der chemischen Untersuchung werden die Flaschen vorher mit
Salzsäure, darauf mit heißem Wasser gereinigt, zuletzt mit kaltem, destilliertem und weiter
mit dem zu entnehmenden Wasser nachgespült. Statt der Glasstöpsel kann man sich auch
der Korkpfropfen bedienen, jedoch dürfen diese noch nicht gebraucht, sondern müssen
neu sein und dazu wiederholt mit dem zu entnehmenden Wasser gewaschen werden.
Bei einem offenen, zugänglichen Wasser hält man die Flasche einfach einige
Zentimeter unter der Oberfläche, und zwar so, daß weder die etwaige staubige oberste
Schicht des Wassers in die Flasche treten kann, noch Schlamm aus den untersten Schichten
aufgerührt wird. Wenn man das Wasser nicht mit dem Arm erreichen kann, befestigt
man je nach der Entfernung die Flasche an einer Stange unter Beschwerung mit einem
Gewicht und senkt sie auf diese Weise vorsichtig unter das Wasser.
Bei Flüssen sind die Proben nicht nur an verschiedenen Stellen der Oberfläche
(an beiden Seiten und in der Mitte), sondern auch tunlichst aus verschiedener Tiefe zu
entnehmen, weil sich beispielsweise spezifisch schwere Zuflußwässer, z. B. salzreiche Ab
wässer, nur schwierig und erst allmählich gleichmäßig mit dem Flußwasser vermischen.
Auch soll die Probenahme längere Zeit hindurch durch Schöpfung von Einzelproben fort
gesetzt werden, wenn es sich um ein in seiner Zusammensetzung schwankendes Flußwasser
handelt. Hierbei müssen dann auch Proben von den verunreinigenden Zuflüssen selbst,
sowie aus dem Fluß oberhalb dieser Zuflüsse entnommen werden. Die zweckmäßigste
Art der Probenahme richtet sich indes ganz nach der Lage des Einzelfalles.
Handelt es sich um ein Brunnenwasser, so wird die Pumpe erst einige Minuten
in Betrieb gesetzt und so lange gepumpt, bis sicher alles Wasser aus den Leitungsröhren
entfernt ist; dann wird die Flasche untergehalten, erst wie oben einige Male mit dem
Wasser nachgespült und dann gefüllt.
Bei einem Leitungswasser öffnet man den Hahn, läßt erst einige Minuten das
in der Rohrleitung stehende Wasser ausfließen und verfährt dann wie vorhin. Als aus
reichend darf die Zeit des Ausfließens angesehen werden, wenn ein vorgehaltenes Thermo
meter seinen Stand nicht mehr ändert.