Probenahme.
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Soll das Wasser aus größeren Tiefen entnommen werden, so kann man sich eines
ähnlichen Schöpfgefäßes bedienen, wie es unter „Untersuchung von Schmutzwasser“ ab-
gebildet ist.
Zweckmäßiger sind noch Schöpfvorriohtungen der nachstehenden Art.
Eine Glasflasche mit künstlich durch eine Messingplatte beschwertem Glasstöpsel be
findet sich in einem Messiuggestell, das auf dem Boden entweder mit einer Bleiplatte oder
durch ein unten in der Mitte herunterhängendes Gewicht so beschwert ist, daß die Flasche
von selbst untersinkt. Nachdem man die Flasche bei geschlossenem Glasstöpsel auf die
gewünschte Tiefe in das Wasser gesenkt hat, öffnet man die Flasche durch Ziehen an de
mittleren Schnur, läßt die Schnur, wenu die Flasche gefüllt ist,
wieder sinken und zieht die geschlossene Flasche heraus.
Ähnliche SchöpfvorrichtungBn für Wasser aus größeren
Tiefen haben R. Fresenius, 1 ) v. Esmarch,' 2 ) W. Ohlmüller, 3 )
A. Bujard 4 ) u. a. angegeben; B. Fischer 3 ) benutzt Metall
zylinder, in deren Boden und Deckel sich gut schließende Ventile
befinden, die sich beim Herabsinken in Wasser von selbst öffnen,
beim Heraufziehen dagegen von selbst schließen.
Der Inhalt der Geiäße wird nach der ersten Füllung aus
gegossen und erst der Inhalt der 2. Füllung für die Untersuchung
verwendet.
Für die Zwecke der vollständigen chemischen
Untersuchung eines Wassers sind 10 1, für die einer
beschränkten mindestens 2—31 erforderlich.
ß) Die Probenahme für die mikroskopische und
biologische Wasseruntersuchung. Bakteriologische Trink
wasseruntersuchungen werden in der Praxis meist an Kessel
brunnen, Sammelbrunnen und Zapfhähnen der Wasserleitungen,
seltener aber an Rohrbrunnen, Bohrlöchern und offenen Gewässern
auszuführen sein. Soll an Bohrlöchern mit völliger Sicherheit die
Keimfreiheit des erbohrten Wassers festgestellt werden, so ist
große Vorsicht nötig. Das gewöhnlich empfohlene längere Aus
pumpen genügt nicht, um die im Bohr enthaltenen, von der Erd
oberfläche stammenden Keime zu beseitigen. Es muß zunächst
das Kohr desinfiziert werden, was am besten mittels gespannten
Wasserdampfes geschieht; um eine Probe mittels besonderer
Apparate in der Tiefe zu entnehmen, sind die Apparate vorher
ebenfalls zu sterilisieren. Diese Apparate beruhen alle auf
dem Grundsatz, daß eine sterilisierte Flasche in der ge
wünschten Tiefe geöffnet und nach Füllung geschlossen wird,
oder daß an einem sterilen, luftleeren, in eine feine Spitze aus
gezogenen Glase diese in der Tiefe durch ein Gewicht oder durch Zug abgebrochen wird. Be
schreibungen solcher Apparate befinden sich u. a. Centralbl. f. Bakteriologie I, Or,, 1902, 82, 469,
845; 1901, 29, 994; Zeitschr, f. Untersuchung d. Nahrungs- u. Genußmittel 1903, 6, 561; ferner
Sclavo in Th. Weyls Handbuch der Hygiene 1896,1, 670 sowie G. Walter und A. Gärtner,
Handbuch d. Untersuchung usw. d. Wassers 1896, 669. Hat man solche Apparate nicht zur
Verfügung und muß man das Wasser mittels der Handpumpe heben, so ist diese vorher
ebenfalls nach Möglichkeit zu sterilisieren. In solchem Fall kann zum Sterilisieren des
Bohrrohres und der Pumpe auch mit Vorteil Chlorkalk benutzt werden, verbunden mit
vorheriger gründlicher mechanischer Reinigung aller Teile durch Bürsten. Auch bei
4 ) B. Fresenius, Anleitung zur quantitativen chemischen Analyse, 6. Aufl., 189.
2 ) Vergl. Th. Weyl, Handbuch d. Hygiene 1, 572 und 673.
3 ) W. Ohlmüller, Die Untersuchung des Wassers. Berlin 1896, 7.
4 ) Zeitschr. f. Untersuchung d. Nahrungs- u, Genußmittel 1904, 7, 221.
Landwirtschaftliche Stoffe, 3. Auflage.
Flg. 300.
Schöpfgefäß für Wasser aus
größeren Tiefen.
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