Full text: Die Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe

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Beschädigungen der Vegetation durch Bauch und Staub. 
In Pig. 345, S. 905 stellt A einen Kreisausschnitt vom Hirnschnitt 1 ) eines 
rauchbeschädigten, 33-jährigen Fichtenstammes dar, B ein entsprechend großes Stück 
von einer gesunden Fichte. Beide Hirnschnitte stammen aus derselben Gegend 
(Grevenbrück i. Westf.); Fichte A hat seit 1875 unter dem Einfluß der Rauchgase 
einer Schwefelsäurefabrik gestanden, während Fichte B aus einer völlig rauchfreien, 
eine Stunde von der Fabrik entfernten Stelle stammte. Die Verschmälerung der 
Jahresringe tritt erst deutlich von 1885, also erst 10 Jahre nach Errichtung der 
Fabrik hervor; das hat seinen Grund darin, daß der Betrieb der Schwefelsäurefabrik 
im Anfänge nur gering war und erst allmählich vergrößert wurde. Der kranke 
Stamm A hat trotz des um 7 Jahre höheren Alters einen beträchtlich geringeren 
Durchmesser als B. Der schmale Jahresring 11 bei A und ebenso Jahresring 19 
bei B müssen wohl auf andere Ursachen (Trockenheit oder Raupenfraß) in dem be 
treffenden Jahr zurückgeführt werden. Von dem 20. Jahresringe an (1885) tritt 
aber bei A eine erhebliche und beständige Verschmälerung der Jahresringe ein. 
C. Reuß unterscheidet zwischen chronischen, d. h. dauernden, und akuten, 
d. h. einzelnen heftigen aber vorübergehenden Rauchbeschädigungen; nur bei 
ersteren kann eine anhaltende Verschmälerung der Jahresringe eintreten, während 
akute Raucheinwirkungen nur einjährige Pflanzen, selten Bäume dauernd schädigen 
können. 
Wenn Rauchbeschädigungen einerseits, Insektenfraß oder Pilzwuche 
rungen andererseits gleichzeitig auftreten, so wird vielfach die Frage zu beant 
worten sein, ob Insektenfraß und Pilzwucherungen die Folge der Rauchwirkungen, 
bezw. in welchem Umfange sie an der Schädigung beteiligt sind? Diese Fragen sind 
nach bisherigen Erfahrungen schwer zu beantworten. Von einigen Seiten wird geltend 
gemacht — und diese Ansicht hat etwas für sich—, daß schwächliche oder kranke Bäume 
bezw. Pflanzen eher von Insekten und Pilzen befallen werden, bezw. denselben 
weniger Widerstand zu leisten imstande sind, als gesunde, kräftige Pflanzen und 
Bäume, daß Insekten und Pilze in rauchbeschädigten Wäldern überhaupt keinen 
Schaden mehr anrichten können. Von anderer Seite * 2 ) wird dann aber den Insekten 
und Pilzen die Hauptschuld an der Schädigung zugeschrieben. Wenn Insektenfraß 
und Pilzwucherung nur vorübergehend in einem oder einigen Jahren auftreten, die 
Raucheinwirkungen aber anhalten, dann wird man durch Vergleichung der Ver 
schmälerung der Jahresringe oder der Erscheinungen an Blättern und Nadeln in 
den einzelnen Jahren annähernd feststellen können, ob und welchen Anteil Insekten 
fraß und Pilzwucherung an der Schädigung haben. Bei fortgesetzter Einwirkung 
beider Schädigungsursachen wird man die Frage überhaupt nicht genau beantworten 
können; ohne Zweifel ist aber der RaucheinWirkung stets ein Teil der Schädigung 
mit zuzuschreiben. 
4. Der verschiedene Grad der Erkrankung der einzelnen Bauingattungen und 
Feldfrüchte. Die einzelnen Baumgattungen und Feldfrüchte sind sehr verschieden 
empfindlich bezw. widerstandsfähig gegen saure Rauchgase. Manche empfindliche 
Sorten zeigen schon bei einer geringgradigen Einwirkung eine deutlich wahrnehmbare 
äußere Erkrankung; andere, weniger empfindliche Sorten dagegen können erhebliche 
*) Zur Gewinnung solcher Ausschnitte bedient man sich zweckmäßig des von Preßler 
eingerichteten Zuwachsbohrers, dessen Handhabung im „Leitfaden für Holzmeßkunde“ 
von Schappach beschrieben ist. Wenn die Schnitte geglättet oder poliert werden, lassen 
sich die Jahresringe deutlich sehen und messen. 
2 ) Ein befremdendes Aufsehen erregte nach dieser Richtung seinerzeit die Schrift 
von B. Borggreve, Waldschäden im obersohlesischen Industriebezirk 1895.
	        
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