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Stärkeren zahlen. Bemerkenswert ist, daß die Erhöhung der
Zivilliste des Königs von Preußen mit einem Hinweis auf die
allgemeine Teuerung begründet wurde.
Soziale Wirkungen.
Daß zwischen der Höhe der Getreidepreise
und der Kriminalität ein Zusammenhang besteht, hat
der Statistiker GeorgvonMayr 1 ) schon 1867 für Bayern
inbezug auf die Roggenpreise dargetan. Er sagte: „Die Linien
sind so überraschend parallel, daß man nicht anstehen kann,
zu bekennen, daß in der Periode 1835 bis 1861 so ziemlich
jeder Sechser (= 17 Pf. heutiger Reiohswährung), um den
das Getreide im Preis gestiegen ist, auf je 100 000 Einwohner
in Bayern diesseits des Rheins einen Diebstahl mehr hervor
gerufen hat, während anderseits das Fallen des Getreidepreises
um einen Sechser je einen Diebstahl bei der gleichen Zahl von
Einwohnern verhütet hat.“ Infolge der Industrieentwicklung
haben sich die Verhältnisse indessen etwas geändert. Einmal
ist an Stelle des Roggenkonsums ein steigender Weizenkonsum
getreten, so daß man bei Anstellung neuer Vergleiche nicht
mehr allein die Roggenpreise berücksichtigen darf, sondern
Roggen- und Weizenpreise zusammenfassen muß. Ferner
sind die Schwankungen der Erwerbsgelegenheit heute weit
stärker als früher, was natürlich einen nicht unerheblichen
Einfluß auf die Ziffer der Eigentumsvergehen hat. Bei steigen
den Getreidepreisen sehen wir aber im allgemeinen auch heute
noch Diebstahl und Hehlerei zunehmen, aber sie nehmen
nicht zu und ab ganz genau in demselben Maße, da durch die
größere oder geringere Arbeitsgelegenheit Ausgleichungen oder
x ) Statistik der gerichtlichen Polizei im Königreich Bayern und einigen
anderen Ländern. München 1867, Seite 42, 56, und G. Mayr, Die Gesetz
mäßigkeit im Gesellschaftsleben. München 1877, Seite 344 bis 347.