Full text: Die deutschen Getreidezölle

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In diesen 5 Jahren zusammen also haben 689 826 ländliche 
Grundstücke einen neuen Besitzer erhalten, ein Teil von ihnen, 
allerdings nur ein kleiner, ist natürlich von Todes wegen in 
a ndere Hände übergegangen. Die Besitzwechsel innerhalb 
derselben Familie (durch Erbgang, Vermächtnis und Schenkung 
von Todes wegen oder durch Gutsüberlassung bei Lebzeiten 
an Kinder oder Schwiegerkinder) betragen aber nur 22,4 % 
der Gesamtzahl. Alle übrigen 77,6 % sind durch Kauf, Tausch 
USW. an Fremde übergegangen. Sehr oft sehen wir sogar einen 
2-—Smaligen, ja noch öfteren Besitzwechsel ein und desselben 
Grundstücks innerhalb dieser Zeit, woraus hervorgeht, in 
welchem Maße der Boden zu einem Spekulationsobjekt, statt 
zu dauernder Grundlage einer Familienexistenz geworden ist. 
In den westlichen Landesteilen wurde bei weitem diese 
Verkaufsziffer nicht erreicht. Während die Jahreswechsel 
ziffer im Durchschnitt für ganz Preußen 64,4 vom Tausend 
beträgt, stellt sie sich für die Rheinprovinz auf 23,9, für Hessen- 
Nassau auf 35,8 und für Westfalen auf 38,1. In den östlichen 
Landesteilen, mit Ausnahme der Provinz Schlesien und ebenso 
in Schleswig-Holstein übertrifft der Besitzwechsel sehr stark 
den preußischen Durchschnitt. In der Provinz Posen haben 
jährlich 99,9 vom Tausend den Besitzer gewechselt, in Ost 
preußen 100,1, in Schleswig-Holstein 112,2, in Westpreußen 
119,6. 
Das sind verhängnisvolle Wirkungen der Getreidezölle, 
die auch von landwirtschaftlichen Autoritäten durchaus an- 
urkannt werden. Der ostpreußische Generallandschafts 
direktor, Geh. Oberregierungsrat Dr. Kapp 1 ) begründete 
die Entschuldungsvorlage vor dem Generallandtag der Ost- 
Preußischen Landschaft u. a. mit der Steigerung der Zinslasten 
1 ) Ordentl. 47. Generallandtag der ostpreußischen Landschaft. Vor 
ige 22. S. 6, 27.
	        
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