Full text: Der Weg zum Sozialismus

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burger der ersten preußischen Nationalversammlung versetzte. 
Damit gesteht sie ihre Schwäche ein. Damit wird offenbar, 
daß Stimmenverhältnisse keine Machtverhäitnisse sind, daß 
es nicht auf die Mit- und Nachläufer, sondern auf die aktiven 
Kämpferscharen ankommt. Die Machtprobe zwischen Revolu- 
lution und Gegenrevolution hat erst begonnen. 
Die Revolution hat auch in Deutschland sofort die Insti 
tution der Arbeiter- und Soldatenräte geschaffen. Wenn es 
sich dabei zunächst nur um eine Nachahmung des russischen 
Beispiels handeln mochte, so beweist doch ihre allgemeine 
spontane Einsetzung im ganzen Reiche die Verwirklichung 
eines instinktiven Bedürfnisses der ganzen Arbeiterklasse. 
Da es außerdem gelang, den Arbeiter- und Soidatenräten 
wenigstens in den Großstädten einen wirklichen Inhalt zu 
geben, so ergibt sich für uns die Erkenntnis, daß die Ar 
beiter- und Soldatenräte eine historische Notwendigkeit dar 
steilen. 
Die Arbeiter- und Soldatenräte können nur das Werk 
zeug der proletarischen Diktatur sein. Bleiben sie bestehen, 
dann werden sie in verhältnismäßig kurzer Zeit alle Aengst- 
lichkeit und Schwäche abstreifen und zu einer schneidigen 
Waffe in den Eländen der Arbeiterklasse werden. Schon jetzt 
lehrt die Erfahrung- daß die unmittelbaren Lebensbedürfnisse 
oes Proletariats die Aufgaben der Räte steigern und ihre 
innere Struktur verbessern und straffen. Die Nationalver 
sammlung kanh bestenfalls einen Vergleich zwischen der Ka 
pitalistenklasse und der Arbeiterschaft herbeiführen. Ein 
solcher Vergleich ist nur möglich auf der Grundlage des al 
ten kapitalistischen Wirtschaftssystems. Die Nationalversamm 
lung war deshalb auch die ganz selbstverständliche For 
derung des Bürgertums und jener sozialistischen Theoretiker, 
welche die Produktion noch nicht für reif zur Vergesell 
schaftung ■ erachten. Mit dem Zusammentritt der Nationalver 
sammlung wird unmittelbar der Krieg zwischen den beiden 
Prinzipien: Nationalversammlung und Rätesystem, bürger 
licher Demokratie und proletarischer Diktatur erklärt. Poli 
tiker der U. S. P. D. haben versucht, beide Prinzipien mit 
einander zu verbinden. Sie glauben, die Nationalversamm 
lung unter die Kontrolle der vereinigten A.- und S.-Räte 
stellen zu können, wie dies in einigen Städten gegenüber den 
alten Herrschafts- und Verwaltungskörpern des Bürgertums* 
den Senaten, Magistraten und Stadtverordneten-Versamm- 
lungen geschehen ist. Dabei vergessen sie aber, daß es sich 
in diesen Fällen nur um ein Uebergangsstadium zur vollkom 
menen Besitzergreifung der politischen Macht durch die A.- 
und S.-Räte und ihre volle Beherrschung des ganzen Ver
	        
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