Full text: Rumänien

Stellung der Krone. 
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Helene Vacaresco, zu heiraten, widersetzte sich die Regierung. 
Die Heirat wurde von der Königin Elisabeth offen begün 
stigt. Auch König Carol hätte sich nicht durch Ebenbürbig- 
keitsgefühle von einer Anerkennung abhalten lassen. Der 
König war von dieser Art fürstlichen Absonderungsbedürf 
nisses frei. Seine eigene Großmutter, Fürstin Antoinette 
von Hohenzollern, war aus einer kleinbürgerlichen Familie 
gewesen. *) Seine mütterliche Großmutter, die Großherzogin 
Stefanie von Baden, eine geborene Beauharnais, war aus 
niederem französischem Adel. Aber in Rumänien fand man, 
daß die verwandtschaftliche Verbindung der Dynastie mit 
mächtigen Familien des Landes verhindert werden müsse, 
weil man damit einer Wiederholung älterer Protektions 
und Eifersuchtsgefahren entgegenzusteuern glaubte. Der 
Thronfolger fügte sich dem Begehren des Landes und wählte 
seine Gemahlin unter den souveränen Prinzessinnen Europas. 
Der König ist also für Rumänien deutlich eine Institu 
tion, geschaffen um dem Lande eine besondere Art Verbin 
dung mit den übrigen Staaten Europas zu verschaffen, und 
weiter, um dem Lande von allerhöchster Stelle aus das Bei 
spiel der alterprobten westeuropäischen Herrschergrundsätze 
zu geben, nach denen der Regent sich in erster Linie als Gott 
verantwortlicher Diener seines Staates und Volkes fühlte. 
Richt nur seine Person, sondern auch seine Familie, lein 
Haus, seinen Hos, wollten die Rumänen in ihrem Lande ge 
sellschaftlich möglichst isolieren, um dadurch gewissermaßen 
einen ruhigen Pol über ihrem inneren Parteileben zu 
schaffen. 
Anderseits ist durch die Verfassung die Stellung der 
Krone dem Parlament gegenüber sehr eingeschränkt. Wenn 
Fürst Carol 1866 durchgesetzt hat, daß ein unbedingtes Veto 
für den Herrscher bestimmt wurde, so bildete diese Be 
dingung doch mehr eine Anstandsfrage, die man damals in 
fürstlichen Kreisen, zumal in Deutschland, im Gedanken an 
das Gottesgnadentum, für die Wahrung der Würde des 
Herrschers notwendig erachtete. 
Tatsächlich hat sich Fürst Earol in Rumänien sehr bald' 
zur Richtschnur gemacht, daß er niemals entscheidend in die 
inneren Angelegenheiten des Landes eingriff, sondern sein 
parlamentarisches Kabinett walten ließ. In Fragen der 
äußeren Politik ergab es sich ganz von selbst, daß man sich 
*) Vgl. die von Zotta, Archiva genealogica, Iassi 1913, ver 
öffentlichte Ahnentafel.
	        
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