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Unserem Hafen zugetan, dem lebenspendenden Bronn ail
unseres wirtschaftlichen Reichtums, kônnen wir uns nicht durch
Versprechungen oder fragwürdige Entgeltleistungen kôdern
lassen, wo die Vergangenheit uns Tatsachen und Sicherlieiten
bietet. MuB es wiederholt werden? Wir haben nahe bei uns,
nur einige Kilometer entfernt, einen Seehafen, der unser
mâchtîgster und gefürchtetster Konkurrent geworden ist,
Rotterdam liegt auf der Lauer, bereit, unsere Erbschaft anzu-
treten, Rotterdam ist vorwiegend Einfuhrhafen, Antwerpen
ist ein Hafen, in welchem Einfuhr und Ausfuhr sich beinahe
vollkommen die Wagschale halten. Die Kombination der
Frachtgüter ist auf Grund oben dargetaner Umstânde zu
unseren Gunsten. Um diesen ganzen wirtschaftlichen Organis-
mus zu erhalten, bedarf es einer Umsicht, einer Gewandtheit,
eines Tastsinns, wie Entschlüsse sie nicht aufweisen kônnen,
die inmitten der Schrecken des grausigsten und hafierfülltesten
aller Kriege genommen wurden. Die durch Holland von 1830
bis auf unsere Tage befolgte Politik zielte einzig und allein
darauf ab, die Überlegenheit, die Antwerpen seiner vor-
züglichen Lage dankt, mit allen ihm zu Gebote stehenden
gesetzlichen Mitteln zugrunde zu richten; das war sein Recht,
und es tat seine Pflicht, Eine schlecht verstandene Politik,
eine beschrânkte Einsicht haben zuweilen dem Streben unserer
nôrdlichen Nachbarn wundergute Dienste geleistet. Die An-
stauung von Gütern, deren Opfer unser Hafen so oft war, und
die in erster Linie einem Mangel an Voraussicht und tat-
kraftigem Durchgreifen zuzuschreiben ist — die Frage der
Getreide-Elevatoren v/ar eins der zahlreichen Beispiele davon
— hat Rotterdam mehr Nutzen gebracht, als not war,
Infolge der belgischen Umwalzung von 1830 blieb unser
Hafen bis 1833 für die Schiffahrt geschlossen, und verschiedene
Reeder siedelten nach Rotterdam über, das seine Tonnage
soîort anwachsen sah. 1 ) Zur gegenwartigen Zeit zwingt uns
der Weitkrieg seit 2% Jahren zur Untâtigkeit, die Schelde
und unsere Schiffahrtseinrichtungen werden verwahrlost, wir
müssen unsere Eisenbahnen wieder in betriebsfahigen Zustand
setzen, ail unsere Transportmittel sind mehr oder weniger
auBer Ordnung, und wahrend dieser Zeit vergrôBert Holland,
0 J, Albert, Le port de Rotterdam, p. 5.