2 Programm des Humanistischen Sozialismus.
vorhandenen Grundeigentums- und der hauptsächlich hier
aus hervorgegangenen Kapitalsverhältnisse rettungslos zu
grunde gehen. Wir sehen den wirtschaftlich Starken im
Besitze der Möglichkeit, sieh den Ertrag fremder Arbeit
anzueignen, und finden in der ungerechten Einschränkung
der Entwicklung der geistigen und der wirtschaftlich-sittlichen
Arbeitskräfte den Punkt, von dem das soziale Leiden ausgeht.'
Das kapitalistische System ist die Konsequenz eines
extremen Individualismus, den der Liberalismus lehrte.
Im Gegensätze zu Liberalismus, Anarchismus und Kommu
nismus steht der Sozialismus, welcher eine Ordnung der
Dinge erstrebt, in der die Gesellschaft als eine harmonische
Vereinigung, als ein Organismus erscheint, in dem die
einzelnen Glieder, zwar jedes verschieden von dem andern
in Anlagen und Leistungen, ihren durch den modernen
Stand der Produktion bedingten vollberechtigten Platz ein
nehmen. Wenngleich der Kommunismus, der Gleichheit
mit Gleichberechtigung verwechselt, durch das straffe äußere
Band einer festen gesellschaftlichen Organisation das Ge
samt- wie das Einzelinteresse wahren zu können vorgibt,
so wird die Gesellschaft dennoch dadurch, daß die durch
gewissenhafte Ernährung und Erziehung, sowie sittliches
Vorleben der Eltern meist tüchtigeren Elemente auf dem
Standpunkt der geistig und körperlich schwächsten Bürger
niedergedrückt werden, an jeglichem Aufstiege verhindert
sein. Dadurch wird notwendigerweise das Streben und das
Wohlbefinden der Einzelnen wie der Gesamtheit vermindert
werden. Wie der Liberalismus das Gesamtwohl dem Interesse
der zwar wenigen Starken opfert, so wird der Kommunismus
in praxi entgegen aller schönen Theorie zugunsten der
Schwachen dasselbe vollbringen. Dringend wünschenswert,
ja notwendig ist es aber, daß sowohl in wissenschaftlichen
als in Volkskreisen, diese klare, unzweideutige Definition
der Begriffe „Sozialismus“ und „Kommunismus“