Full text: Die Bodenreform im Lichte des humanistischen Sozialismus

Programm des Humanistischen Sozialismus. 
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■schulden zu ermöglichen, jedoch in größerem Maße erst 
■dann, wenn durch vorsichtige Rückkehr zum Freihandel, 
durch allmähliche Beseitigung des Latifundien-Besitzes ein 
weiteres Sinken der künstlich in die Höhe getriebenen 
Grundwerte eingetreten sein wird. Wir meinen, daß ein 
Herabdrücken des Zinsfußes auf 1— 1 l-2 Prozent im Laufe 
einiger Menschenalter durch diese Reform möglich ist. Der 
.Zins als solcher ist in naher Zukunft wirtschaftlich über 
lebt, da die durch Beseitigung der heutigen Unterkonsumtion 
sich künftig ausdehnende Güterproduktion den Lohn jedes 
jFleißigen so sehr erhöhen wird, daß ein Zinsgenuß auf 
Kosten der Arbeit keinen Sinn hat. Im übrigen wird durch 
die obligatorische Versicherung — die ja auch erst bei 
höherem Einkommen in vollem Maße möglich ist, da jeder 
Bürger sie für sich und seine Angehörigen selbst ohne 
Staatszuschuß zahlen soll — das Leben und das Vermögen 
des Staatsbürgers dem Zufalle mehr und mehr entzogen 
werden. 
Wir halten dagegen die agrarische Forderung, die heutigen 
-gesamten Grundschulden, zumal ohne Berücksichtigung der 
Verschuldungshöhe, auf den Staat zu übernehmen, für 
•eine neue Auflage der Assignatenwirtschaft, für ein An 
sinnen, das nur dazu dienen kann, dem ganzen Volke die 
■Schulden weniger aufzuladen und den Staat dem Bankrotte 
entgegen zu treiben. Ebenso verderblich ist es, für eine 
Verstaatlichung bzw. Kommunalisierung des städtischen 
■Grund und Bodens, zumal bei den heutigen schwindelhaften 
■Grundwerten, einzutreten. Die Lösung der städtischen 
"Wohnungsfrage erscheint uns vielmehr nur möglich, 
wenn durch eine großartige Ansiedlung auf dem Lande, 
sowie durch Dezentralisation der Industrie vermittelst Klein 
bahnen, Talsperren, Kanäle usw. der Zuzug der ländlichen 
Bevölkerung in die Städte gehemmt wird. Ja, es ist keine 
Frage, daß ein großer Teil der heutigen Stadtbewohner,
	        
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