Vorwort zur dritten Auflage.*)
Ich wüßte nicht, wessen Geist ausgebreiteter wäre, ausgebreiteter sein
müßte als der Geist eines echten Handelsmannes. Goethe.
npner der besten Söhne unseres Volkes, ein Mann, dessen unermüdliche, vielseitige,
^ wahrhaft schöpferische Tätigkeit erst in unseren Tagen nach ihrer ganzen Be
deutung und in ihrem vollen Umfange gewürdigt wird, kein Geringerer als Friedrich
List hat einmal gesagt: „Sollen in Deutschland die Nationalinteressen durch die Theorie
der politischen Ökonomie gefördert werden, so muß diese aus den Studierstuben der
Gelehrten, von den Kathedern der Professoren, aus den Kabinetten der hohen Staats
beamten in die Kontore der Fabrikanten, der Großhändler, der Schiffsreeder, der
Kapitalisten und Bankiers, in die Bureaus aller öffentlichen Beamten und Sach
walter, in die Wohnungen der Gutsbesitzer, vorzüglich aber in die Kammern der
Landstände herabsteigen, mit einem Wort, sie muß Gemeingut aller Gebildeten
in der Nation werden".
Diese goldenen Worte eines scharf- und weitblickenden Denkers, eines echten
Propheten, können in unserer, von leidenschaftlichen politischen und wirtschafts
politischen Kämpfen erfüllten Zeit gar nicht genug beherzigt werden. Allerdings gibt
es auch heute noch Berufene und Unberufene, die nicht recht wissen, was sie mit
der etwas unbequemen L i st schen Forderung anfangen sollen; manche von ihnen
möchten sie am liebsten mit einem vornehmen Lächeln abtun, als ob sie samt ihrem
Urheber in das Reich der Phantasie, nach Utopien gehörte.
Auch in den kaufmännischen und industriellen Kreisen fehlt es nicht an ausge
sprochenen Theorieverächtern und überzeugten Anhängern der früher ganz allgemein
herrschenden Lehre, daß lediglich die Routine ein rasches und sicheres geschäftliches
Vorwärtskommen und damit auch die Anwartschaft auf eine angesehene gesellschaftliche
*) Die erste Auflage erschien im Juni 1905 unter dem Titel „Volkswirtschaftliches Lese
buch für Kaufleute" (1.—g. Tausend. XV und 514 S.), die zweite Auflage im September 1906
unter dem Titel „Volkswirtschaftliches Lesebuch" (4—9. Tausend. Xll und 560 S.).