Full text: Wohlfahrtzentrale der Stadt Barmen

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i) Die hohe Auffarfung der weiblichen Mitarbeit im Dienste des Vaterlandes gibt auch die 
nachfolgende Anrede wieder, welche der Vorfifeende der Wohlfahrtzentrale anläßlich des Liebes 
gabentages an die Helferinnen des Nationalen Frauendienfies riditete: 
„Als am I. Auguft die gewaltige Spannung voraufgegangener Tage gelöft wurde durch des 
Kaisers Ruf: „Wach auf, du deutsches Vaterland“, zuckte es nicht nur durch Alldeutschlands 
Söhne schnell, nein, auch aller deutschen Frauen Augen blitzten hell, und in brausendem Ein 
klang drang es durch die deutschen Gaue: 
Nimmer wird das Reich zerstöret, 
denn es fchirmet ein'ge Treu! 
Aus diesem Geift geboren ift auch der Nationale Frauendienß, welcher, wie ihre verehrte Vor- 
fibende in einer der elften Sibungen, welcher ich beiwohnen durfte, treffend betonte, unter dem 
Wahlfpruch „Vaterland“ die Frauen und Töchter aller Stände, Konfeffionen und Betätigungs 
richtungen zu einer mobilen Macht vereinigt, welche hier in Bannen an Zahl nahezu gleichbe 
deutend ift unterer im Felde hebenden MannFchaff. Nationaler Frauendienß! Welche 
hohen fitilichen Aufgaben, Pflichten und Werte fchlie&t dierer Begriff in fidi! Ernff Moritz Arndt 
hat gefagt „Keine Liebe ifl heiliger als die Liebe zum Vaterland“. Sie ift es, mit der dem flammen 
den Schwert des Cherubim gleich die fchimmernde deutfehe Wehr heute aufleuchtet, eine heilige 
Wacht unterer Reichsgrenzen. Sie ilt es, mit der untere tapferen Soldaten todesmutig der Welt 
von Feinden trotzen, befeelt von der Ueberzeugung: „Ift der Leib in Staub zerfallen, lebt der 
gro|e Name noch“. 
Der gegenwärtige Krieg ilt ein Weltkrieg. In allen Weltteilen kämpfen die Deufrdien um ihre 
Exiftenz, und nicht nur deutrdie Staatsangehörige, nein die Angehörigen der gefamten deutfdien 
Nation. )a wir wiffen, es geht in diefem Ringen nicht allein um Sein oder Nicht-Sein der einzelnen 
Staatengebilde, fondern es gilt die Seele des Deutfditums, deutfdie Gefittung und Kultur, die 
heiligften Ewigkeitswerte zu bewahren. 
Wahrlidi, in folcher Zeit höchfter nationaler Gefahr bedarf das Vaterland nidit nur feiner 
Söhne, nein auch für Alldeutfchlands Frauen und Töchter hat die Stunde gefchlagen, da fie dem 
Vaterlande, ihrer Lieben im Felde würdig, ihre hingebende Kraft bewähren müffen. Und das 
nidit nur durch das flackernde Feuer der Begeifterung mit glühenden Worten, nein durch den 
zähen, ernften Willen zu helfen und durch tatkräftige Pflichterfüllung. 
Frauendienfl! Stimmt das zu dem jahrelang vernommenen Ruf nach Frauenrecht? Stilles 
Wirken! Pa|t das zu dem Anffurm der Frauen zu unferm öffentlichen Leben? Gott fei Dank, 
diefe grobe Zeit mit all ihren Riefenumwälzungen, ihrem ungeahnten Ausgleich uniiberbrüdrbar 
erfchienener Gegenfätze liefert audi den Beweis, dab der Gcifl der deutfehen Frauenbewegung 
im Gegenfatz zu dem Gebahren der englifchen Suffragetten feiner, gefunden, edlen Kern be 
halten hat. Denn wie anders wäre die herrliche Frucht, mit welcher die jetzige Ernte deutfeher 
Frauenwirkfamkeit gelegne! ift, zu begreifen, als dab ficli die deutfehe Frauenbewegung nicht 
als Selbftzweck, fondern als Mittel zum Zweck erwieren, der Drang nadi felbftändiger Mitarbeit 
fich letzten Endes in den Dienfl des Gemeinwohls geftellt hat. 
Dienen! Wie fich der grobe Preubenkönig als den ei tlen Diener des Staates bezeichnet 
hat, ift für ein geißig und reelifch wahrhaft gebildetes Volk des Lebens höchlie Aufgabe in über 
zeugtem, freudigen Dienft für andere befchloffen. Ein Segen denn, dab durch die Zeiten der 
deutrdien Frauenbewegung bei allem verlfandesmäbigem Streite der Geißer doch die flärkßc 
und hehrfte weibliche Tugend, die Liebe, mit heraufgegangen iß und zu dem heutigen Höhe 
punkte vaterländircher Hingabe und Opferwilligkeit geführt hat! 
Barmen darf ftolz fein auf feine Söhne, als auf echte deutrdie Mannen. Barmen ift 
aber auch ftolz auf feine Frauen und Jungfrauen, die fich gleich in den erflen Tagen der Mobil 
machung zu Taufenden als freiwillige Helferinnen herangedrängt und feither gröbtenteils fchon 
mit der Tat glänzend bewährt haben. 
Aber während das Sprüchwort lautet: „Aller Anfang ift Idiwer", mödite man von dem 
jetzigen Kriege tagen: der Anfang ging rchnell und der Fortgang iß mühfam. Und da möchte 
ich auch Sie bitten, es nicht bei der elften ßürmifchen Begeifterung, in der es Ihnen oft zu lang-
	        
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