Full text: Wirtschaftlichkeitslehre

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besorgen dies in steigender Zahl die städtischen hauswirtschaftlichen 
Frauenschulen. Eintrittserfordernis ist neben entsprechender Schul- 
bildung eine einjährige praktische Tätigkeit; das Unterrichtsziel ist 
sowohl allgemeine Haushaltungsbildung als auch die Ausbildung zu 
Leiterinnen größerer Wirtschaftsbetriebe (Sanatorien, Heime u. a.). 
In Wien besorgen diese Aufgabe in vorzüglicher Weise die 
Haushaltungsschulen, z. B. die des Frauen-Erwerbvereines. Viele 
Eltern machten ursprünglich den Einwand, die Mädchen würden 
doch nur als »Köchinnen« ausgebildet und verwendet. Man unter- 
schätze aber nicht diesen wichtigen hauswirtschaftlichen Beruf, 
vielleicht den wichtigsten im Haushalte. Viele Familien müssen heute 
ohne fremde Hilfe (Hausgehilfin) wirtschaften, die Mutter oder eine 
Tochter bedarf daher einer guten kochwirtschaftlichen Aus- 
bildung (in der Ernährungskunde, in technisch-chemischer Richtung, 
in der Warenkunde, in der Kalkulation usw.). Neben dem eigent- 
lichen hauswirtschaftlichen Unterrichte bieten die Haushaltungs- 
schulen, auch in Wien, sowie die Haushaltungskurse an Mädchen- 
schulen (Mittelschulen)- auch Unterweisung‘ in der Kinder- und 
Krankenpflege und in der Hilfe bei Unfällen; ein gewiß höchst 
rationeller Zweig der Mädchenausbildung. Daß eigene, gut ein- 
gerichtete Kindergärten und -heime ergänzend hinzutreten müssen, 
ist bei der schon erwähnten beruflichen (außer Hause stattfindenden) 
Tätigkeit vieler Hausfrauen ebenfalls eine Notwendigkeit. 
Wie sehr die Frauen selbst schon die Wichtigkeit guter, rationeller 
hauswirtschaftlicher Bildung erkennen, geht daraus hervor, daß sie 
zigene wissenschaftliche Lehranstalten für die Vermittlung dieser 
Kenntnisse verlangen, so forderte z. B. die Wiener Hausfrauen- 
versammlung im Mai 1927 eigene Lehrstühle für Haushaltungs- 
zunde an den Hochschulen sowie eine Bundeskommission für 
Ernährungs- und Hauswirtschaft. In Deutschland besteht schon eine 
»Akademie für soziale und pädagogische Frauenarbeit« mit einer 
‚Fakultät« zur Erforschung der wissenschaftlichen (d. h. rationellen) 
Grundlagen der Hauswirtschaft, zur möglichst fortschrittlichen Ent- 
wicklung der Hauswirtschaft. 
Rationelle Bevölkerungspolitik. 
So erfreulich all diese Bestrebungen und Einrichtungen auch 
genannt werden müssen, so ist leider doch noch eine ernste Frage 
zu stellen — gilt hier nicht das Wort Stauffachers: »Wohl steht
	        
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