Full text: Merck's Warenlexikon für Handel, Industrie und Gewerbe

Säuregelb 
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Safran 
stellten Esterlacke werden vielfach anstatt der 
Spirituslacke verwandt, vor denen sie den Vor 
zug haben, durch Alkohol nicht angegriffen zu 
werden. 
Säuregelb. Diesen Namen führt neben den 
in besonderen Abschnitten besprochenen Echt- 
gelb und Naphtholgelb auch das Diphenyl- 
aminorange (Diphenylorange, Orange IV, 
TropaeoJin OO, Säuregelb D). Der aus 
orangegelben Blättchen bestehende Farbstoff ist 
das Natronsalz des Sulfanilsäureazodiphenyl- 
amins und färbt Wolle im sauren Bade orange- 
gelb; 
Säuregrün nennt man mehrere Arten von 
Lichtgrün (s.d.) und von Helvetiagrün. 
Säureviolett (6 B), ein in Wasser löslicher 
Teerfarbstoff, wird durch Oxydation der 
Pentamethylbenzylparaleukanilinmonosulfosäure 
und nachherige Neutralisation mit Natron er 
halten. Das dunkelviolette Pulver färbt Seide 
und Wolle violett. 
Saflor (lat. Flores carthami, frz. Carthame, 
engl. Safflower) besteht aus den röhrenförmigen 
Einzelblütchen der Färberdistel, Carthamus 
tinctorius, einer einjährigen, aus Ostindien 
stammenden Komposite, die aber schon «Seit 
alten Zeiten nach den Mittelmeerländem ver 
pflanzt und zum Färben und Schminken benutzt 
wird. Die Pflanze wird 6—12 dm hoch, ist nach 
oben verästelt, hat eilängliche, dornig gezähnte 
Blätter und distelähnliche Blütenköpfe mit dün 
nen röhrigen, fünfspaltigen Blütchen, die anfangs 
goldgelb, dann safrangelb, zuletzt hochrot ge 
färbt sind. In dem Schlunde der Blüten stehen 
die zu einer Röhre verwachsenen Staubbeutel, 
deren Träger weit hervorragt. Man pflückt die 
Köpfe, sobald die Blüten anfangen zu welken 
und sich dunkler zu färben, zupft die Einzel- 
hlüten aus den Köpfen und trocknet sie ent 
weder oder behandelt sie zur Entfernung des 
wertlosen gel ben Farbstoffes vorher mitWasser. 
Eie feuchte Masse wird geballt und getrocknet 
>n den Handel gebracht. Sie kommt aus Ägyp 
ten i n größeren Klumpen, aus Ostindien in 
kleineren, flachen Broten, während spanische 
''Vare einfach getrocknet und weder gewässert, 
noch gepreßt ist. In Kuchenform sieht der Stoff 
dem ebenso geformten Safran sehr ähnlich und 
Jvird daher auch zum Verfälschen des letzteren 
Benutzt und als falscher oder wilder Safran, 
Bastardsafran, bezeichnet. Der rote Farb 
stoff des S., Karthamin oder Karthamin 
säure, kommt auch im rein abgeschiedenen 
Zustande als Saflorkarmin in den Handel. Zu 
seiner Gewinnung setzt man die Blumen mit 
schwacher Sodalösung warm an, schlägt dann 
den Farbstoff mit Essigsäure auf rohe reine 
Baumwolle nieder, bringt ihn wieder mit Soda 
lri Losung und fällt ihn schließlich mit Wein- 
°der Zitronensäure als eine schön karmoisinrote, 
schleimige Masse. In dünnen Lagen langsam 
Setrocknet, zeigt das Karthamin einen grünen, 
kantharidenähnlichen Metallglanz, bei durchfal- 
*?ndem Lichte und in Lösung aber das schönste 
K°t. Man verkauft es, auf flache Porzellantassen 
oder Teller sowie auch auf Täfelchen von Weiß- 
hlech gestrichen, als Teller- oder Tassen- 
Jtet. Rosablech, oder pulverförmig oder in 
Btückchen als Saflorkarmin und benutzt es als 
Malerfarbe sowie bei der Herstellung künstlicher 
Blumen und verschiedener flüssiger und pulve- 
riger Schminkmittel, die mit französischen Namen 
als Rouge d’Espagne, Rouge vert, Rouge 
vdgötal bezeichnet werden. Als Körper der 
Schminkpulver dient gewöhnlich beste Talkerde, 
die mit dem Karthamin aufs feinste zusammen 
gerieben wird. In alkoholischer Lösung ge 
braucht man das Rot zum Färben von Likören 
und Konditoreiwaren. S. wurde früher auch 
in Deutschland, namentlich in der , Pfalz, in 
Thüringen und im Elsaß sowie auch in Nieder- 
qsterreich gebaut, wird aber jetzt mit größerem 
Farbstoffgehalt aus. wärmeren Ländern bezogen. 
Die wichtigsten Handelssorten sind: Ägypti 
scher S., eine gleichmäßig braunrote, sehr weiche 
und elastische Masse in Klumpen; ostindi 
scher S. in Form kleiner, flacher Kuchen von 
hellgelber Farbe; persischer und chinesi 
scher S., die als die vorzüglichsten Sorten gel 
ten, aber wenig im europäischen Handel er 
scheinen; spanischer S., eine gute Ware, die 
im Süden des Landes gebaut und nicht mit 
Wasser behandelt, sondern einfach getrocknet 
wird; ungarischer S., eine schön hochrote 
und der ägyptischen gleichwertige Ware, die 
meist wie diese durch Wässern vom gelben 
Farbstoff befreit und dann veredelter S. genannt 
wird. 
Safran (Saffran, lat. Crocus, frz. Safran cuh 
tive, engl. Saffron), ein seit alten Zeiten viel 
benutztes kostbares Gewürz, besteht aus den ge 
trockneten Narben der echten Safranpflanze, 
Crocus sativus (aus der Familie der Schwert 
lilien, Iridazeen), die in ihrer Heimat Ost 
indien sowie in Persien und Kleinasien wild 
wächst, außerdem aber auch, namentlich in Spa 
nien und Frankreich, vielfach angebaut wird. Sie 
gedeiht am besten bei Weinklima, in sonniger 
geschützter Lage, auf humusreichem, trockenem, 
warmem und lockerem Lehm- oder Sandmergel 
boden. Der Anbau ist mühsam und erfordert 
wegen der zahlreichen tierischen und pflanz 
lichen Schädlinge sorgsame Pflege. Im August 
und September werden die Zwiebeln eingesetzt 
und im Oktober die Blüten geerntet. Die Zwie 
beln verbleiben drei Jahre im Boden und geben 
also drei Ernten, deren Ertrag von Jahr zu 
Jahr größer wird. Darauf nimmt man die stark 
vermehrten Zwiebeln heraus, bewahrt die besten 
an kühlen, schattigen Orten bis zum nächsten. 
Auspflanzen und verfüttert die minderguten an 
Schweine. Der Acker bedarf dann einer 7—15- 
jährigen Ruhe. Die Blüten werden zu Beginn 
des Blühens früh morgens, noch geschlossen, 
abgeschnitten, die Narben nach 3—4 Tagen 
abgezwickt und sehr sorgsam getrocknet. Auf 
1 kg trockenen ode t r 5—6 kg frischen S. rechnet 
man 40 000—80000 Blüten oder 13000—26000 
Narbenfäden. Der Ertrag beträgt für drei Jahre 
in Frankreich 63—64 kg, in England 50 kg, in 
Österreich 20—33 kg S. auf 1 ha. — Die Blüten 
der Safranpflanze enthalten auf ihrem Frucht 
knoten den hellgelben fadenförmigen Griffel, 
der etwas länger als die Röhre des Perigons ist 
und sich in drei dunkelrote, nach oben keilförmig 
verbreiterte und geschlitzte Narben teilt. Nur 
die letzteren haben einen Würz- und Farbwert 
und bilden den Handelssafran. In getrocknetem
	        
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