Full text: Merck's Warenlexikon für Handel, Industrie und Gewerbe

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Chininblumen 
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Chloralun 
sehr groß. Deutschland führt große Mengen 
nach den tropischen Ländern aus, im Jahre 1913 
.gegen 2056 Doppelzentner. Ausgedehnte An 
wendung findet das Ch. in der Medizin bei allen 
fieberhaften Zuständen, vor allem jedoch zur 
Bekämpfung der Malaria als Heilmittel, wie 
Yorbeugungsmittel. 
Chininblumeil (lat. Flores Chinae, frz, Fleurs 
•de Quinine, engl. .Quinin flowers), eine aus 
Florida stammende Droge, die ihren Namen 
von der dem Chinin ähnlichen Wirkung bei 
Wechselfieber erhalten hat, ist. eine krautartige, 
zu den Gentianeen gehörige Pflanze, Sa- 
batia paniculata. 
Chinioidin (lat. Chinioidinum, frz, und engl. 
Quinoidine), ein Nebenerzeugnis bei der Dar 
stellung des Chinins, erscheint als braune, extrakt- 
artige, in der Wärme erweichende Masse von 
bitterem Geschmack, welche wenig in Wasser, 
leicht in Alkohol löslich, nur noch selten medi 
zinisch verwendet wird. Das Ch. enthält ver 
schiedene Chinabasen in sehr unreinem Zustande, 
hauptsächlich aber das amorphe Dikonchinin. 
Zuweilen wird auch das Chinioidintannat 
.(gerbsaures Chinioidin, lat. Chinioidinum 
tannicum, frz. Tannate .de quinoidine, engl. Qui- 
noidin Tannate), ein bräunliches, wenig in Wasser 
lösliches Pulver, verordnet. 
Chinois sind kleine, bittere, überzuckerte Po 
meranzen von Citrus bigarardia Sinensis, die aus 
Italien (Savona) kommen und als Genußmittel 
Verwendung finden. 
Chinolin (Leukolin), C 9 H 7 N, eine farblose, 
durchdringend riechende Flüssigkeit vom spez, 
Gew. 1,095, welche bei 239 0 siedet, sich wenig 
in Wasser, leicht hingegen in Alkohol und 
Äther löst und sich an der Luft dunkel färbt, 
• entsteht bei der trockenen Destillation von China 
alkaloiden mit Kalk, kommt aber auch im Stein- 
kohlenteer vor und kann synthetisch durch Er 
hitzen eines Gemenges von Anilin und Nitro 
benzol mit Glyzerin und konz. Schwefelsäure 
dargestellt werden. Seiner Konstitution nach ist 
das Ch. ein Kondensationsprodukt von je einem 
Molekül Benzol und Pyridin, d. h, ein Benzo- 
pyridin und damit die Stammsubstanz der China 
alkaloide und zahlreicher künstlicher Farbstoffe. 
Es findet in der Medizin besonders in Form 
seines weinsauren Salzes (Chinolintartrat, lat. 
Chinolinum tartaricum, frz. Tartrate de chino- 
line, engl. Chinoline Tartrate) als Antisepti 
kum Anwendung und wird in der chemischen 
Industrie zur Herstellung der Chinolinfarbstoffe 
benutzt. Für letzteren Zweck ist ein weniger gut 
gereinigtes, chinaldinhaltiges Präparat vorzuziehen. 
Chinolinfarbstoffe nennt man eine Gruppe 
von Teerfarbstoffen, die aus Chinolin (s. d.) her- 
.gestellt werden. Chinolinblau(Zyanin, Chino 
lin j odzyanin) wird aus Amylchinolinjodid durch 
Behandlung mit Alkalien in Form bronzefarbener 
Kristallkörner, die in Wasser und Äther unlöslich 
sind, erhalten und hauptsächlich zum Färben von 
Seide sowie,zum Sensibilisieren photographischer 
Platten benutzt. — Chinolingelb (Ghinophtha- 
lin, Chinophthalon) wird durch Einwirkung 
von Phthalsäureanhydrid auf chinaldinhaltiges 
Chinolin bei Gegenwart von Chlorzink als ein 
gelbes Pulver erhalten, das in Wasser unlöslich 
ist, aber durch Behandlung mit rauchender Schwe 
felsäure in eine Sulfosäure umgewandelt wird. 
Die Salze der letzteren sind in Wasser löslich 
(wasserlösliches Chinolingelb) und färben 
Seide und Wolle schön gelb. — Chinolinrot 
wird durch Einwirkung von Benzotrichlorid auf 
chinaldinhaltiges Chinolin bei Gegenwart von 
Chlorzink erhalten. Es färbt Wolle, Seide und 
mit Tannin vorgebeizte Baumwolle schön rot. 
Chinoniminfarbstoffe (Para-Ch.) zerfallen in 
die Gruppen der Indamine (s. d.) und der In 
dophenole (g. d.), die in der Färbereitechnik, ab 
gesehen vom Naphtolblau, nur beschränkte An 
wendung finden, als Zwischenerzeugnisse für die 
Darstellung von Azinen, Oxazinen, Thiazinen. 
und anderen Farbstoffen aber große Bedeutung 
haben. 
Chinosol (Ortho-Oxychinolinsulfat) .ent 
steht bei Einwirkung der Base und Säure als 
ein gelbes Kristallpulver vom FP. 175—177°, 
das in Form 0,1 g schwerer Tabletten („Dezi 
plättchen“) zur Herstellung desinfizierender Lö 
sungen benutzt wird. Das früher als Chinosol 
bezeichnete Präparat aus Oxychinolin und Ka- 
liumpyrosulfat war keine einheitliche Verbin 
dung, sondern ein mechanisches Gemenge. 
Chloral (Trichlorazetaldehyd), CCl 3 .CHO, 
wird dargestellt durch sehr lang anhaltendes 
Einleiten von, Chlor in Alkohol, wobei anfangs 
gekühlt, später aber auf 60 0 erwärmt wird. Aus 
dem entstandenen Gemisch von Chloralalkoholat, 
Äthylen- und Äthylidenchlorid wird das reine 
Chloral mit konz. Schwefelsäure abgeschieden 
und über kohlensauren Kalk rektifiziert. Es er 
scheint dann als eine schwere, farblose, ölige 
Flüssigkeit vom Siedepunkte 97° und einem 
spez. Gew. von ,1,502, die sich beim Aufbewah- 
ren von selbst in eine feste weiße Masse (Meta- 
chloral) umwandelt. Mit Alkohol verbindet sich 
Ch. zu Chloralalkoholat, mit Wasser zu Chloral- 
hydrat. 
Chloralhydrat, CCl 3 .CH(OH) 2 (Trichlor- 
äzetaldehydhydrat, lat. Chloralum hydratum, 
frz. Hydrate de chloral, engl. Chloralhydrate), 
entsteht beim Vermischen äquivalenter Mengen 
Chloral (100 g) und Wasser (12 g) und Umkristal 
lisieren der erstarrten Masse aus Chloroform oder 
Benzol. Man erhält es so entweder in losen, 
durchsichtigen Kristallplatten oder in zusammen 
hängenden weißen Krusten, die sieh spätpr eben 
falls in Plättchen umwandeln. Ch. besitzt einen 
unangenehmen, süßlich anhaftenden Geruch und 
brennenden Geschmack, verdampft schon bei ge 
wöhnlicher Temperatur, schmilzt bei 53° und 
siedet bei 96—98°. Zur Prüfung auf Reinheit, be 
sonders auf Abwesenheit des häufig beigemengten 
Chloralalkoholates, dienen folgende Reaktionen 1 
Die wäßrige Lösung darf Lackmuspapier nicht 
röten und beim Schütteln mit dem zehnfachen 
Volum konz. Schwefelsäure innerhalb einer Stund« 
keine Bräunung zeigen. Auf Zusatz von Jodjod 
kalium eintretende Jodoformbildung deutet Alko 
hol an. Ch. findet als schmerzstillendes und 
schlafbringendes Mittel ausgedehnte medizinische 
Anwendung. 
Chloralun ist ein Desinfektionsmittel eng 
lischen Ursprungs, das aus einer etwa i6°/oigen 
wäßrigen Lösung von Chloraluminium mit etwas 
freier Salzsäure besteht, aber bei uns keinen 
Eingang gefunden hat. .
	        
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