Full text: Die Entwicklung der deutschen Portland-Zement-Industrie ...

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Die Kartelle in der deutschen Portland-Zementindustrie. 
auch zu Preisen, die niedriger waren als ihre heimischen, da in 
Berlin freie Konkurrenz herrschte, in den übrigen Gebieten aber 
nicht. Jetzt konnten die Berliner Preise also nicht mehr oder 
■wenigstens nicht mehr viel über denen in Mitteldeutschland, 
Hannover usw. stehen, wenn nicht Berlin von auswärtigem 
Zement überschwemmt werden sollte, denn für Berlin waren 
jetzt die Preise der anderen Gruppen weit niedriger als in deren 
engeren Absatzgebieten, was vor Bestehen der Kartelle nicht 
der Fall gewesen war. Der Berliner Preis stand daher auf 
2,54—2,79 Mk. Das war für die dortigen Werke kein schlechter 
Preis, für die der Nachbargruppen blieb jedoch nicht mehr viel 
übrig, wenn man die Frachten abzieht, so daß diese also nicht 
gut unterbieten konnten. Vom Jahre 1906 ab trat nun die 
Preiskonvention für den Berliner Markt in Kraft, d. h. alle 
Werke durften exklusive Fracht nicht unter einem bestimmten 
Preise verkaufen. Es kamen nun also zunächst die Fabriken 
mit der geringsten Fracht in Betracht, erst wenn diese den 
Bedarf nicht mehr decken konnten, wurde das Werk mit der 
nächst höheren Fracht herangezogen. Der Preis der Berliner 
Fabriken konnte also, wenn der Konsum dadurch nicht ver 
mindert wurde, um den vollen Betrag der Fracht des 
nächsten auswärtigen Werkes über den Mindestsatz steigen 
und ging auch tatsächlich in den nächsten Jahren fast ständig 
in die Höhe. 
Diese Preispolitik, wie wir sie soeben kennen gelernt haben, 
konnte nun solange verfolgt werden, als die Kartelle einiger 
maßen geschlossen bestanden und die Verträge zwischen ihnen 
in Kraft waren. Solange konnte jedes Kartell die Preise in 
seinem Gebiete nach eigenem Gutdünken je nach der Markt 
lage so stellen, daß seine Mitglieder möglichst viel verdienten 
und brauchte nicht auf fremde Einflüsse Rücksicht zu nehmen. 
Infolge dieser Lage waren die Preise damals auch überall hoch. 
Diese Zeit dauerte aber nicht lange, wie wir ja aus dem vorigen 
Kapitel wissen. Schon 1908 verloren die Schlesier die Monopol 
stellung in ihrem engeren Absatzgebiete durch das Entstehen
	        
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