Die deutsche Portland-Zementindustrie in ihrem Verhältnisse zum Auslande. 87
In unseren eigenen Kolonien ist unserer Zementindustrie in
den letzten Jahren ein aussichtsreiches Absatzgebiet entstanden.
Der Bedarf ist zwar heute noch nicht groß, steigt aber stetig.
Die Aussichten der deutschen Portland-Zementindustrie auf
dem Exportmarkte sind also nicht gerade besonders rosig. Viele
früher gute Absatzgebiete sind ihr wenigstens zum Teile verloren
gegangen. Der Grund dafür liegt überall in erster Linie in dem
Entstehen einer heimischen Zementindustrie, auf dem Festlande
sowohl wie in den überseeischen Ländern. Die deutschen Fabriken
werden also sehr viel Mühe aufwenden und mit sehr viel
Schwierigkeiten kämpfen müssen, um ihrem Produkte immer
wieder neue Absatzgebiete zu verschaffen, denn der Export ist
für sie heute eine Lebensfrage. Der Inlandsmarkt ist schon allzu
sehr belastet, und je weniger günstig die Ausfuhrverhältnisse
liegen, desto dringender ist die Notwendigkeit des Zusammen
gehens der deutschen Fabriken. So gehört die deutsche Portland-
Zementindustrie heute zu denjenigen, deren Gedeihen sich ohne
eine straffe, weitverzweigte und vollständige Kartellorganisation
nicht mehr denken läßt, da nur durch sie die Produktion ge
nügend eingeschränkt, die Konkurrenz der Nachbarländer einiger
maßen abgewehrt und eine Preispolitik erreicht werden kann,
die keinen allzu großen Reiz zu Neugründungen gibt. Es ist zu
wünschen, daß eine solche Organisation stets vorhanden sein und
ihren Aufgaben voll und ganz gerecht werden wird, und daß
ferner das deutsche Kapital einsichtig genug sein wird, sich nicht
immer, wenn ein paarmal gute Erfolge im Zementgewerbe erzielt
worden sind, gleich auf die Errichtung neuer Fabriken zu werfen,
wofür heute durchaus kein Bedürfnis besteht.