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Als Kankrin am 1. Mai 1844 von der Leitung des
Finanzministeriums zurücktrat, konnte er mit Recht auf große
Veränderungen und Besserungen, die er hinterließ, hinweisen.
Man braucht nicht alles zu loben, was und wie er
sein Werk getan. Wir haben auf den betreffenden Stellen
in diesem Kapitel darauf hingewiesen, wo die Maßnahmen
Kankrins unserer Meinung nach zu bemängeln sind. Aber
man kann Kankrin wie jeden anderen nicht anders beurteilen
als nur aus den Verhältnissen seiner Zeit heraus, in denen
er lebte und wirkte. Und diese waren, wie wir gesehen
haben, gar nicht günstig.
Es ist ja ganz recht, wenn J. Bloch das Kankrinsche
Finanzsystem konservativ, in sich geschlossen und träge
nennt 1 ) und wenn N. Bunge 2 ) ihm vorwirft, daß sein Augen
merk zu sehr auf das Gegenwärtige gerichtet war und eine
große Verantwortlichkeit von der Zukunft forderte. Man
muß aber trotzdem offen eingestehen, daß er vieles und
großes für die Besserung der russischen Finanzen und für
die Fixierung der Wertzeichen mit seiner Geldreform ge
leistet hat. Hierin liegt eben die große Bedeutung Kankrins
auf dem finanzwirtschaftlichen Gebiete. »Er hob den Reichs
kredit — wenn wir uns erlauben, mit Schipows Worten zu
sprechen — auf die höchste Stufe des Ansehens an allen
europäischen Börsen, und der Reichtum Rußlands stieg be
deutend unter seinem Ministerium trotz der großen Kriege,
des polnischen Aufstandes, der europäischen Krisen, der
Überschwemmung, des Wütens der Cholera: Begebenheiten,
die seiner Verwaltung nicht geringe Schwierigkeiten be
reitet haben «. a )
Das von Kankrin mit solcher Mühe und Ausdauer
geschaffene Finanzsystem mußte aber bald einen jähen
Zusammenbruch erfahren. Den stärksten Stoß dazu erteilte
ihm der Krim-Krieg. Derselbe zeigte zugleich am deut-
') Bl. 1. 126/7. — 2 ) Bunge, 363. — 3 ) Keys. 31.