Full text: Graf Georg Kankrin in nationalökonomischer und finanzwirtschaftlicher Beziehung

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*) Keys. 55 (Dienstliste). — 2 ) Keys. 13. — 
Am 17. (29.) Januar 1800 trat dann der Wendepunkt im 
Leben G. Kankrins ein: es wurde ihm die Betätigung im 
effektiven Staatsdienst ermöglicht, indem er mit dem Range 
eines Kollegienrats zum Gehilfen seines Vaters, des Direk 
tors der Starorussischen Salinen, ernannt wurde. Diese 
Stelle soll er dem damaligen Staatskanzler Grafen Ostermann 
zu verdanken haben, der gelegentlich eines von G. Kankrin 
erstatteten Projekts über die Schafzucht die Kenntnisse 
und Begabung des jungen Mannes bemerkt zu haben 
scheint. Derselben Gunst ist vielleicht auch eine spätere 
Anstellung (1803) G. Kankrins im Ministerium des Innern 
als Rat für das Salzwesen bei der Expedition der Reichs- 
Ökonomie zuzuschreiben. War er nun einmal »bemerkt« 
worden, so ging es dann leichter vorwärts. 1804 mit einem 
Brillant-Ringe belohnt, wurde er schon zum Staatsrat »für Aus 
zeichnung bei der Erfüllung verschiedener Spezialkommissa 
in den Gouvernements« 1 ) ernannt. Verschiedene amtliche 
Aufträge veranlaßten ihn nun das Land zu bereisen. Dabei 
fand er Gelegenheit, das russische Volk und seine Sprache 
näher kennen zu lernen. Doch vermochte er es nicht, sich 
die letztere ganz anzueignen. Zwar bediente er sich ihrer 
später mit Leichtigkeit, hatte aber beständig mit ihr zu 
»kämpfen«, »da er sich die Grammatik dazu, wie er sagte, 
selbst erfunden hatte.« 2 ) Am 7. August 1809 wurde er 
Inspektor der deutschen Kolonien des Petersburger Gou 
vernements. Anderthalb Jahre verweilte er in dieser 
Stellung; und diese Zeit nannte er die glücklichste 
seines Lebens. Er hatte nun viel Müsse, lebte auf dem 
Lande bei Petersburg und konnte seine freie Zeit zu schrift 
stellerischer Tätigkeit verwenden. Er soll um diese Zeit 
sogar Theaterkritiken geschrieben haben. In diese Zeit fällt 
eine Schrift G. Kankrins, die für seine weitere Laufbahn 
im Dienste Russlands von ausschlaggebender Bedeutung 
war. Es sind das die »Fragmente über die Kriegskunst,
	        
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