Full text: "Wohin weiter"

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III. Nothilfsmittel. 
Österreich mit seinen arbeitsamen und intelligenten Völkern, 
mit den Reichtümern des Bodens wird sich nach Jahren noch öko 
nomisch erholen. 
Wie bei einem Kranken, kann die Hilfe eine momentane, kurz 
dauernde sein und muß diese als ein Notmittel angesehen werden; es 
kann aber die Hilfe eine gründliche, die Ursachen der Schwäche be 
seitigende und heilende sein und muß eine solche als ein rationelles 
Hilfsmittel angesehen werden. 
Der wirtschaftlichen Schwäche Österreichs wird seit Jahrzehnten 
nur mit den Notmitteln geholfen; dies wurde schon als Prinzip an 
erkannt, kein Wunder, daß der Organismus des Kranken in kata 
strophaler Weise geschwächt wurde. 
Der Militarismus und Bureaukratismus stellt stets größere An 
forderungen an die Bevölkerung. Das System der Steuerschraube 
ist zu einer österreichischen Spezialität geworden. Pro Kopf der Be 
völkerung entfällt im Jahresbudget 105 K an Ausgaben. 
Diese Steuermaschine funktioniert ausgezeichnet, zur Zufrieden 
heit der bureaukratisehen Organe, welche in ihrer Kurzsichtigkeit 
glauben, daß es so ohne Ende weiter gehen kann. 
Sind die Kleinen unzufrieden, so wendet man sich an die 
Größeren, sind sie es beide, so werden sie gegeneinander gehetzt 
und findet stets einen Begünstigten, gegen welchen die Schraube 
angewendet wird. So wurstelt man. von Jahr zu Jahr weiter und hat 
schon Jahrzehnte vergeudet. 
Solche Zustände können aber nur bis zu einer gewissen Zeit 
herrschen, so wie die hungrigen, in einen Zwinger gesperrten Tiere 
nur eine Zeitlang miteinander ums Dasein kämpfen werden, worauf 
alle, klein oder groß, sich gegen den Zwinger kehren, so kann es 
auch in der menschlichen Gesellschaft kommen. Das ist die natür 
liche Folge in dem Falle, wenn der Fortschritt in der Volkswirtschaft 
zurückgehalten wird. Die kleinlichen Hetzereien der Industrie 
kreise gegen die Agrarier und umgekehrt haben sich schon abgelebt, 
da alle in einer Reihe unzufrieden .sind. 
Diese allgemeine Unzufriedenheit muß den Schuldigen auf den 
Pranger stellen und wehe der Verwaltung, die nicht rechtzeitig die 
Unzufriedenheit der Massen rationell zu beseitigen verstehen wird.
	        
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