43
Kapitalisten sein, sein Geld ohne jeglichen Gewinn so lange aus der
Hand zu gehen, und wenn es tatsächlich der Fall wäre, daß bei dem
Arbeitsprozeß nichts gewonnen würde, so würde wohl keiner die Eolle
eines Kapitalisten spielen wollen. Die Tatsachen lehren uns aber,
daß sehr wohl ein Gewinn herausspringt, oft sogar wohl ein zu großer,
und es sind die Ursachen hierfür zu untersuchen. Der Gewinn
kann natürlich, je nach den wirtschaftlichen Verhältnissen, größer
oder kleiner sein; aber er existiert immer, muß also von diesen Ver
hältnissen unabhängig sein und seinen tieferen Grund haben.
Diesen glaubt Marx in dem Doppelcharakter der Arbeit als zu
gleich qualitativer und quantitativer Arbeit gefunden zu haben. Die
Arbeitskraft des Arbeiters, die sich der Kapitalist kaufen muß, ist
für ihn genau so gut ein Kaufobjekt wie die anderen zu seinem
Arbeitsprozeß notwendigen toten Dinge. Für beides gibt er gleich
mäßig sein Geld aus, und zwar hat er den Tauschwert zu zahlen.
Für die toten Güter hat er das Quantum Arbeit zu bezahlen, was
deren bisherige Bearbeitung gekostet hat, für die Arbeitskraft des
Arbeiters hat er entsprechend soviel zu geben, als ihre Herstellung
Nahrungsmittel gekostet hat. Und nun kommt der springende Punkt
in seiner Ausführung. Während er sich bisher streng auf dem Boden
logisch aufgebauter Beweisführung gehalten hat, kommt er jetzt mit
einer Behauptung, die wir unbewiesen hinnehmen müssen. Er sagt:
der Tauschwert und der Gebrauchswert der Arbeitskraft des Arbeiters
sind zwei ganz verschiedene Größen und aus dieser Verschiedenheit
zieht der Kapitalist seinen Gewinn. Der Arbeiter bekommt nur den
Tauschwert seiner Arbeitskraft ersetzt, während er den Gebrauchswert
hingeben muß. Wenn ihr Tauschwert pro Tag x betrage, sei ihr
Gebrauchswert während derselben Zeit auf ein mehrfaches von x an
zuschlagen. Dies sei eben die grundlegende Eigenschaft der Arbeit,
durch die sie sich von allem andern unterscheide, daß sie mehr pro
duzieren könne, als sie zu ihrer Erhaltung verbrauche. Nehmen wir
diese Behauptung, daß der Gebrauchswert der Arbeit ihren Tausch
wert ühertrifft, und daß der Kapitalist den letzteren zu bezahlen habe,
als wahr und erwiesen an, so ist natürlich der Gewinn, den der
letztere aus der Arbeit des Lohnarbeiters zieht, leicht erklärt. Je
nachdem nun die Arbeitskraft des Arbeiters einen hohen oder geringen
Tauschwert hat, zieht der Kapitalist einen großen oder kleinen Gewinn
aus dem Arbeitsprozeß.